Landkreis Böblingen: Von der Kreisreform 1973 zur Verwaltungsstrukturreform 2005
Von Debora Fabriz
Die Kreisreform zum 1.1.1973 veränderte das Kreisgebiet und vergrößerte es im Wesentlichen: Vom Landkreis Leonberg gingen an den Landkreis Böblingen der Kreissitz Leonberg selbst sowie die Gemeinden Gebersheim, Höfingen, Münklingen, Renningen mit der eingegliederten, bis 1972 selbstständigen Gemeinde Malmsheim, Rutesheim mit der eingegliederten, bis 1972 selbständigen Gemeinde Perouse, Schafhausen (bei der Kreisreform 1938 vom Kreis Böblingen an den Kreis Leonberg abgegeben), Warmbronn und die Gemeinde Weissach mit der eingegliederten, bis 1971 selbständigen Gemeinde Flacht. Außerdem kamen vom Landkreis Leonberg die Stadt Weil der Stadt mit den bis 1972 selbständigen Stadtteilen Weil der Stadt und Merklingen mit Hausen an der Würm (1971 nach Merklingen eingegliedert) dazu. Im Zuge der Kommunalreform erfolgte 1973 die Eingliederung der Gemeinde Schafhausen, 1975 die der Gemeinde Münklingen nach Weil der Stadt und ebenfalls 1975 die der Gemeinden Gebersheim, Höfingen und Warmbronn in die Stadt Leonberg.
Vom Landkreis Calw wechselten 1971 die Gemeinde Dachtel durch Eingliederung in die Gemeinde Aidlingen zum Landkreis Böblingen und 1973 Deckenpfronn, die heute die kleinste selbständige Gemeinde im Landkreis ist.
Aus dem Gebiet ausgegliedert wurden die Stadt Leinfelden und die Gemeinde Musberg, die sich zum 1. Januar 1975 mit Echterdingen und Stetten zur Stadt Leinfelden-Echterdingen zusammenschlossen und gemäß Landtagsbeschluss in den Landkreis Esslingen wechselten.
Die Reform zum 1.1.1973 war nicht nur die des Kreisgebiets, sondern auch der Kreisverfassung. Während zuvor zentrale Themen im Kreisrat besprochen worden sind, einem Gremium des Kreistags, obliegen diese nunmehr dem Kreistag bzw. seinen Ausschüssen. Letztere können seit der Kreisreform im Wesentlichen unbeschränkt gebildet werden.
Dem neu gebildeten Landkreis Böblingen gelang auf der Grundlage der bisherigen Errungenschaften der Vorgängerlandkreise Böblingen und Leonberg der weitere Ausbau der Sonder- und Berufsschulen wie auch des Öffentlichen Personennahverkehrs und des Straßenbaus. Bereits 1978 konnte die S 6 von Stuttgart-Schwabstraße nach Weil der Stadt in Betrieb genommen werden, 1985 die S 1 von Stuttgart nach Böblingen und 1992 die Weiterführung der S 1 von Böblingen nach Herrenberg. 1996 konnte die reaktivierte Schönbuchbahn von Böblingen nach Dettenhausen eröffnet werden und 1999 die reaktivierte Ammertalbahn von Herrenberg nach Tübingen. Die Reaktivierung der Rankbachbahn war in Planung – ihre Realisierung erfolgte als S 60 2010 zunächst von Böblingen nach Maichingen und 2012 mit der Weiterführung nach Renningen.
Neben der Einrichtung eines leistungsfähigen ÖPNV stand zunächst der Ausbau der Bundesautobahn A 81 sowie der Ausbau des übrigen Straßennetzes an.
Ein weiteres Kernthema war die Neukonzeption der Abfallbeseitigung mit der Einrichtung von Wertstoffhöfen, der Beschaffung von Kleinsortieranlagen zur Gewinnung von Wertstoffen aus Gewerbemüll, einem Kompostwerk und einer Vergärungsanlage.
Die Arbeit des Jugendamts verfolgte zunehmend das Konzept „Hilfe zur Selbsthilfe“ und legte den Schwerpunkt auf Partizipation im Dialog, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung. Das Jugendamt Böblingen trägt die HASA Hauptschulabschlusskurse, über welche Bürgerinnen und Bürger innerhalb eines Jahres den Hauptschulabschluss nachholen können.
Das Sozialamt setzt moderne und nachhaltige Modelle der Generationenpolitik um. Die medizinische Versorgung wird ständig ausgebaut.
1994/95 wurden unter anderem die Gesundheitsämter, die Ämter für Wasserwirtschaft und Bodenkultur sowie für Veterinär in die Landratsämter eingegliedert.
Mit der Verwaltungsstrukturreform des Jahres 2005 kamen die Aufgabenfelder der Flur- und Landentwicklung sowie des Vermessungswesens, der Forst- und Landwirtschaftsverwaltung, des Entschädigungsrechts, der Straßenbauverwaltung mit Straßenmeistereien und einige mehr hinzu – mit dem Ziel, eine bürgernahe Verwaltung sicherzustellen.