Die Mönche und der Wein
VVom Mittelalter bis weit in die Neuzeit hinein lebte Kayh vom Wein. Bereits die älteste bekannte Nennung des Ortes Ende des 12. Jahrhunderts fällt in Verbindung mit dem Weinbau. Die Klöster Ottobeuren und Bebenhausen sowie die Pfalzgrafen von Tübingen und später deren Nachfolger, die Württemberger Landesherren, waren die Grundherren im Ort und besaßen dort umfangreiche Weingüter. Bis ins 16. Jahrhundert hielt der Ausbau der Rebflächen kontinuierlich an. Vier, zeitweise fünf Keltern waren damals in Betrieb. Die Flächen wurden von den Besitzern meist gegen eine Teilabgabe als Lehen an die Winzer ausgegeben, wobei die Abgabe zwischen der Hälfte bis zu einem Neuntel des Ertrags betragen konnte. Gezogen wurde wohl ausschließlich Weißwein, der größtenteils im Umland direkt konsumiert wurde. Er soll aber, – so will es zumindest die Legende – auch bei Hofe einen guten Ruf besessen haben.
Vom Wein zum Most
„Hunger, Pest, Krieg und Tod, die »apokalyptischen Reiter«, suchten also auch Kayh heim, zunächst Hunger und Pest, dann der Krieg, dieser wiederum Pest und Hunger und alle den Tod im Gefolge“.
Mit diesen Worten beginnt der Herrenberger Historiker Roman Janssen in der Ortgeschichte von Kayh seine Abhandlung über das 17. und 18. Jahrhundert.
Der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648) hat über Kayh viel Leid gebracht und bedeutete einen tiefen Einschnitt in der Geschichte. Zwischen 1634 und 1652 sank die Einwohnerzahl um zwei Drittel von 89 auf 29 Haushalte; die Hälfte der Häuser war niedergebrannt. Beim Kriegsende 1648 lagen auch die Weingärten brach. Sie sollten nie mehr im alten Umfang rekultiviert werden. Zwar wurde 1708 die Kelter am Rathaus neu erbaut und im Jahre 1737 stand Kayh im Amt Herrenberg beim Weinbau noch immer an der Spitze, aber der Niedergang des Weinbaus ließ sich nicht mehr aufhalten. Auch der Obstbau hatte in Kayh bereits eine lange Tradition. Und so begannen die Bewohner nach und nach, ihre Rebflächen in Obstbaumwiesen umzuwandeln. Um 1800 hatte der Obstbau den Wein bereits fast vollständig verdrängt. Der Most hatte die Vorherrschaft gewonnen.
In der Oberamtsbeschreibung von 1855 liest man über Kayh, „der Ort liege gleichsam in einem Obstwald versteckt“ – Daran hat sich bis heute nichts geändert.