Die Waldhornbrauerei und der Hopfenanbau in Weil im Schönbuch
Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte sich Bier zum neuen Modegetränk entwickelt. Geschmack, Schaum und Haltbarkeit verdankt der Gerstensaft dem Hopfen. Um die Jahrhundertmitte kann man auch in unserer Region eine deutliche Zunahme des Hopfenanbaus feststellen, insbesondere dort, wo sich wie in Böblingen und Aidlingen große Brauereien befanden.
Auch in Weil im Schönbuch gab es eine kleine Brauerei. Diese befand sich im Gasthaus Waldhorn an der Weiler Hauptstraße. Es war früher üblich, dass Wirtshäuser ihren Bedarf an Speisen und Getränken überwiegend selbst deckten. Daher waren viele Gasthöfe gleichzeitig auch Brauereien und viele Metzgereien betrieben nebenher einen Gasthof.
Über hundert Jahre lang war das Waldhorn ein wichtiger Ort im Gemeindeleben. Hier traf man sich zum Trinken und zum Feiern. Bereits 1835 wurde der damalige Wirt des Gasthauses Waldhorn, Joh. Georg Löffler, als Bierbrauer geführt. Auch sein Nachfolger, Alois Grünvogel, war Wirt und Bierbrauer zugleich.
Gebraut wurde vermutlich überwiegend für den Hausgebrauch. Unter dem damals ebenfalls an der Hauptstraße gelegenen Gasthaus „Zur Linde“ befand sich ein großer Keller, in dem die Waldhornbrauerei ihr Bier lagerte. Für die Linde bürgerte sich daher auch die Bezeichnung „im Bierkeller“ ein.
Seit den 1850er/1860er Jahren versuchte man nun in Weil auch sein Glück mit dem Anbau von Hopfen. 1859 stellte Friedrich Ehmann den Antrag zum Bau eines Gebäudes zur Trocknung des Hopfens. Für 1863 erfahren wir vom Neubau eines Hopfentrockenhauses durch die Witwe Rieber an der Straße zum Schaichhof.
Ab 1875 mussten nun auch die allerletzten Weinberge endgültig dem Hopfenanbau weichen. Walter Hahn berichtet, dass der Kaufmann Johann Jakob Wörn im Jahr 1885 ca. 40.000 Hopfenstöcke im Gebiet Stallberg anpflanzen ließ. Hier lagen einst die besten Rebflächen. Im Stallberg wurde ein Trockenhaus gebaut und an der Weiler Hauptstraße entstand ebenfalls ein stattlicher Bau, der als Hopfendarre diente. Das Gebäude, in dessen Erdgeschoss die Familie Wörn auch einen Kolonialwarenladen betrieb, diente nach dem Krieg als Unterkunft für Flüchtlinge und Vertriebe. 1979 wurde es abgebrochen. In den Hopfengärten waren das ganze Jahr über Menschen beschäftigt. Die Ernte war aufwändig und mit viel Handarbeit verbunden. Über 100 Personen, meist Frauen und Kinder, fanden kurzfristig Arbeit beim „Hopfenzopfen“. Doch zeigte sich bald, dass der Anbau mit Risiken verbunden war. Schädlinge und Krankheiten setzten dem Hopfen immer mehr zu, Missernten häuften sich. 1909 gab es den ersten gravierenden Schädlingsbefall und 1924 kam der Anbau durch eine eingeschleppte Pilzkrankheit fast zum Erliegen. So nahm der Hopfenanbau in Weil im Schönbuch bereits vor dem Zweiten Weltkrieg immer weiter ab, bis er schließlich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ganz eingestellt wurde.