Liste von 20 KZ-Außenlagern des elsässischen KZ Natzweiler-Struthof in Südwestdeutschland
Erarbeitet von: Volker Mall und Harald Roth
Erarbeitet von: Volker Mall und Harald Roth
Haslach im Kinzigtal
Von September 1944 bis April 1945 befanden sich auf dem Gebiet der Stadt drei nationalsozialistische Lager. Sie waren eingerichtet worden, um Produktionsstätten mehrerer Rüstungsbetriebe (Daimler-Benz, Mannesmann, Messerschmitt u.a.) in die bombensicheren Bergwerkstollen der Hartsteinwerke Vulkan zu „verlagern“. Dazu kam es nicht mehr.
Echterdingen
Auf dem „Fliegerhorst“ Echterdingen wurde ab November 1944 das Außenlager Echterdingen eingerichtet. Ungefähr 600 jüdische Inhaftierte wurden in einem Areal rund um einen Hangar untergebracht. Sie arbeiteten in Steinbrüchen der Umgebung und mussten Schäden auf dem Flughafen ausbessern.
Geislingen/Steige
Eingerichtet wurde das Lager im Februar 1944 als abgetrennter Teil eines bereits bestehenden Fremdarbeitslagers. Die Häftlinge arbeiteten für die WMF. Die 15 vorgesehenen Aufseherinnen wurden in Ravensbrück „ausgebildet“. Das Lager selbst bestand aus fünf Wohnbaracken, einer Revier- und einer Wirtschaftsbaracke.
Neckarelz
Für die ausgelagerte Produktion von Flugzeugmotoren im badischen Obrigheim wurde die KZ-Außenstelle Neckarelz errichtet, in der gleichzeitig bis zu 7500 Häftlinge aus verschiedenen Lagern arbeiteten. Sie war von März 1944 bis März 1945 in mehreren Gipssteinstollen untergebracht. Die Häftlinge waren in einer Schule und neu errichteten Baracken untergebracht. Insgesamt waren etwa 10.000 Gefangene in einem der zum Neckarelzer Lager gehörigen sogenannten Neckarlagern, wenn auch nicht alle zur selben Zeit, da die Häftlinge nach Bedarf zwischen den Kommandos verschoben und nicht mehr arbeitsfähige selektiert wurden.
Mannheim-Sandhofen
Ab Oktober 1944 befand sich in Mannheim-Sandhofen eine Außenstelle des KZ Natzweiler. Es diente zur Unterbringung von KZ-Häftlingen, die für Daimler-Benz Mannheim als Zwangsarbeiter beschäftigt wurden. Bei dieser Außenstelle handelte es sich um ein Lager der Endzeit des Dritten Reichs – es war ein Hungerlager. Über 1.000 polnische Männer und Jugendliche, die während des Warschauer Aufstands im Sommer 1944 aus ihrer Heimatstadt verschleppt worden waren, wurden hier zur Zwangsarbeit untergebracht.
Spaichingen
Von Anfang September 1944 bis 18. April 1945 bestand in Spaichingen/Kreis Tuttlingen ein Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof. Die Waffenfabrik Mauserwerke aus Oberndorf/Neckar verlegte unter dem Tarnnamen „Metallwerke Spaichingen“ einen Teil ihrer Produktion nach Spaichingen. In verschiedenen Fabrikräumen wurden KZ-Häftlinge zur Herstellung von Flugzeug-Bordwaffen eingesetzt.
Bisingen
Die ersten 1.000 von insgesamt 4.163 Häftlingen wurden am 24. August 1944 von Auschwitz nach Bisingen transportiert. Sie mussten dort auf einer kleinen Hochfläche das Ölschieferwerk sowie das dazugehörende KZ-Lager aufbauen. Aus dem Ölschiefer sollte im Meiler-Verfahren Öl (Kraftstoff) gewonnen werden (sogenanntes „Unternehmen Wüste“).
Die anderen „Wüste“-Lager:
Schömberg
1.2.1944
Schörzingen
1.3.1944
Frommern
2.5.1944
Erzingen
30.5.1944
Dautmergen
23.8.1944
Dormettingen
7.2.1945
Leonberg
Vom April 1944 bis April 1945 gab es in der oberen Seestraße ein von der SS geführtes Außenlager des KZ Natzweiler (Elsass). Es war mit Stacheldraht und Wachtürmen gesichert. In den Baracken wurden Häftlinge aus 24 europäischen Ländern, vor allem aus Polen, der UdSSR, Frankreich, Ungarn, dem Balkan und Deutschland gefangen gehalten. Die Häftlinge arbeiteten fast ausschließlich für das „Presswerk Leonberg“, einen Teilbetrieb der Messerschmitt AG in Augsburg. Produziert wurden Tragflächen des Strahljägers Me 262.
Kochendorf
Von September 1944 bis Ende März 1945 befand sich in Kochendorf ein Konzentrationslager. In dieser kurzen Zeit wurden mindestens 444 Menschen, die Opfer des nachfolgenden Evakuierungs-marsches nach Dachau miteingeschlossen, ermordet beziehungsweise starben auf Grund der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen. Die Häftlinge kamen aus mehreren Ländern und waren aus rassischen, politischen, religiösen oder anderen Gründen inhaftiert. Viele von ihnen waren Juden. Zeitweise hatte das Lager eine Gesamtstärke von 1700 Häftlingen. Ein Teil der Häftlinge war bei der Rüstungsproduktion (Heinkel-Flugzeugwerke) im Salzbergwerk in Kochendorf eingesetzt. Ein anderer Teil arbeitete an der Eisenbahnlinie, im Straßenbau, in der Landwirtschaft oder bei Aufräumungsarbeiten nach Luftangriffen.
Hessental
Am 14. Oktober 1944 trafen auf diesem Platz 600 KZ-Häftlinge ein. Sie bezogen die Baracken eines ehemaligen Lagers des Reichsarbeitsdienstes (RAD), das wahrscheinlich seit dem Sommer von einem Häftlingsvorauskommando für ihre Aufnahme vorbereitet worden war. Zum Einsatz kamen die Häftlinge vor allem auf dem Luftwaffen-Fliegerhorst Hessental, auf dem sie Bombenschäden beseitigten und Instandsetzungsarbeiten leisteten. Hinzu kamen Arbeitskommandos bei Gleisarbeiten, im Wald, in Steinbrüchen, bei Gewerbebetrieben, Landwirten und bei der Stadt Schwäbisch Hall.
Calw
Ende 1944 wurde ein Außenkommando des KZ Natzweiler eingerichtet, in dem jüdische Frauen arbeiten mussten. Sie kamen am 13. Januar 1945 aus dem Außenkommando Rochitz (Sachsen) des KZ Flossenbürg und wurden am 2. April 1945 auf einen „Evakuierungsmarsch“ fortgebracht und im Allgäu von amerikanischen Truppen befreit. Die „Luftfahrtgeräte GmbH“ (Lufag) ließ auf diesem Fabrikgelände ab 1943 Einzelteile für Jagdflugzeuge herstellen.
Vaihingen/Enz
Das Außenlager wird im Frühsommer 1944 errichtet; am 9.8.1944 treffen 2189 Häftlinge aus Auschwitz ein. Verlagerung der Produktion von Messerschmitt-Jagdflugzeugen in unterirdische Bunkerwerke. Später „Kranken- und Erholungslager“.
Unterriexingen
In Unterriexingen bestand von Oktober 1944 bis April 1945 ein Nebenlager von Vaihingen/ Enz. Ende 1944 waren ca. 500 jüdische Häftlinge zur Zwangsarbeit eingesetzt (Fliegerhorst Großsachsenheim, Stollenbau für eine unterirdische Munitionsfabrik, Barackenbau, Steinbrucharbeit, Räumungsarbeiten nach Fliegerangriffen in Stuttgart und Umgebung), dazu kamen Anfang 1945 noch 150 bis 200 polnische Häftlinge (Überlebende des Warschauer Aufstandes) und weitere Zwangsarbeiter anderer Herkunft. Aufgrund der katastrophalen Lebens- und Arbeitsbedingungen starben mindestens 250 Häftlinge, die in einem Massengrab bei Unterriexingen (Gedenkstätte) beigesetzt sind.
Neckargartach
Von Spätsommer 1944 bis Ende März 1945 befand sich in Neckargartach ein Konzentrationslager-Außenkommando. Es gehörte zu den sogenannten „Neckarlagern“, in die Häftlinge des Konzentrationslagers Natzweiler/Elsass und seiner im besetzten Frankreich gelegenen Außenkommandos vor den heranrückenden alliierten Truppen verlegt wurden. Die ersten 200 KZ-Häftlinge kamen am 4. September 1944 aus dem KZ-Außenkommando Kochendorf nach Neckargartach; bis Mitte September folgten Transporte mit 600 Häftlingen aus dem KZ-Außenkommando Markkirch/Elsass. Im Winter 1944/45 stieg die Belegung auf 1000-1100 Häftlinge an. Diese wurden im Salzbergwerk Neckargartach eingesetzt, worin ein Rüstungsbetrieb der IG Farben AG aufgebaut wurde. Ein weiterer Stollen wurde für die Lebensmittelfirma Tengelmann ausgebaut, die hier mehrere Schiffsladungen Lebensmittel einlagerte.
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