Sonntagsbesuch auf dem Böblinger Flughafen
Erste Landung des Zeppelins 1929
Autor: Erwin Funk
Am 3. November 1929 machte das Luftschiff “Graf Zeppelin“ seinen ersten Sonntagsbesuch in Böblingen. Es war um 9.04 Uhr in Friedrichshafen gestartet, flog um 12.15 Uhr mit 34 Passagieren an Bord über Stuttgart und landete um 12.55 Uhr auf dem Flugplatz Böblingen. Hier waren 170 Mann der Esslinger Schutzpolizei als Haltemannschaften aufgestellt, denen 20 Mann der Friedrichshafener Werft zur Seite standen. Auf dem Flugplatz befanden sich etwa 100 000 Menschen, die das Luftschiff aus nächster Nähe bestaunten. Zum Willkommensgruß hatte sich Staatspräsident Dr. Bolz auf den Weg nach Böblingen gemacht, denn der Besuch galt ja in erster Linie der Landeshauptstadt. Um 3.10 Uhr nachmittags stieg das Luftschiff unter einem ,,vieltausendstimmigen Hallo“ zu seiner Heimfahrt nach Friedrichshafen wieder auf. „Graf Zeppelin“ war erst Anfang September von seiner Fahrt um die Welt zurückgekehrt, mit der er die ganze zivilisierte Welt mit Bewunderung erfüllt hatte.
Am Sonntag, 24. August 1930 – also wiederum ein Jahr später – fand mit einem umfangreichen Programm ein Volksflugtag auf dem Flugplatz statt. Wegen des zu erwartenden starken Verkehrs waren umfangreiche Sperrungen und Umleitungen angeordnet worden. Eine große Flugveranstaltung mit einer erneuten Landung des ,“Grafen Zeppelin“ gab es am 27. Juni 1931.
Am 27. Juni 1931 war der Zeppelin erneut die Hauptattraktion auf dem Böblinger Flugtag. Im Vordergrund das Riesenflugzeug ,,G38“. (Foto: privat)
Die Presse brachte seinerzeit folgenden Artikel:
,,Schon in den frühen Mittagstunden strömten die Leute zu Fuß und zu Wagen in dem schönen Fliegerstädtchen zusammen. Vor Eintreffen des ,,Grafen Zeppelin“ führte die Fliegerschule Böblingen vereint mit der Berliner Reklamestaffel Schauflüge vor, die beim Publikum lebhaftes Interesse erweckten. Plötzlich erschien am blauen Firmament hinter dem Schönbuch die Silhouette des ,,Grafen Zeppelin“. Begeisterter Jubel brach aus. Das Luftschiff beschrieb eine Schleife über dem Flugplatz, wendete kurz ab nach dem nahen Maichingen, wo gerade ein Sängerfest stattfand, und kehrte dann wieder zurück, worauf die Landung unter unbeschreiblichem Jubel der Menge erfolgte. Nach dreiviertelstündigem Aufenthalt erhob sich das Riesenschiff wieder in die Lüfte und zog, nachdem es vorher Stuttgart einen kurzen Besuch abgestattet hatte, wieder nach Friedrichshafen, wo es in den späten Abendstunden glatt landete.“
Großes Interesse erweckte auch das Riesenflugzeug ,,G38″, das den ,,Graf Zeppelin“ auf seiner Heimreise ein Stück Wegs begleitete. Die Reichsbahn hatte an diesem Sonntag einen Massenandrang zu bewältigen. Es fuhren von Stuttgart, Herrenberg und Renningen 19 Sonderzüge nach Böblingen mit rund 27 200 Personen.
Quelle: Böblingen gedenkt seiner Fliegertradition. 100 Jahre Dr. Hanns Klemm (1885-1961), 70 Jahre Militärflugplatz (1915-1918), 60 Jahre Landesflughafen (1925-1938). Ausstellung und Katalog: Erich Kläger und Dr. Günter Scholz, Böblingen 1985, S. 69.
Mit freundlicher Genehmigung der Herausgeber
Umfangreiches Material zum Böblinger Flughafen finden Sie im Internet auf dem Blog von Wilfried Kapp, Reinhard Knoblich und Hans-Jürgen Sostmann „Böblinger Flughafengeschichten„.
Literatur:
Böblingen und der Traum vom Fliegen. Mit Beiträgen von Wolf-Dieter Dorn, Carola Eberhard und Günter Scholz. Herausgegeben von Carola Eberhard und Günter Scholz, Stadt Böblingen/Böblinger Museen 2000
Günter Scholz (Hrsg): Als man in Böblingen noch in die Luft ging …, Böblingen 1990. (Böblinger Museumsschriften 3)
Erwin Funk: Böblingen – Fliegerstadt und Garnison, Böblingen 1974