Öschelbronn, Gemeinde III. Klasse mit 886 Einw., wor. 4 Kath. – Ev. Pfarrei, – Die Kathol. sind nach Hailfingen, D.A. Rotenburg, eingepfarrt.
Früher waren Ober- und Unter-Oeschelbronn zwei Gemeinden je unter einem besonderen Schultheißen und einer eigenen Gemeindeverwaltung, nur in kirchlicher Beziehung war Ober-Oeschelbronn nach Unter-Oeschelbronn eingepfarrt; nachdem im Laufe der Zeit die beiden Orte, indem sie einander meist entgegen bauten, so zusammenhängend geworden waren, so wurden im Jahre 1824 beide Gemeinden auch politisch vereinigt und bilden nun eine ¼ Stunde langes Dorf, das von Westen her aus zwei längs der Straße hingebauten Häuserreihen besteht, an deren östlichem Ende sich um die Pfarrkirche eine kleine mit Seitenstraßen versehene Häusergruppe (das ursprüngliche Unter-Oeschelbronn) lagert.
Der Ort hat auf dem sogenannten Gäu eine gegen Osten und theilweise gegen Süden geneigte, freie, gesunde Lage und ist mit Trinkwasser, das 21 Zug- und Pumpbrunnen liefern, ziemlich gut versehen; nur in heißen Sommern wird das Wasser etwas spärlicher, doch nicht in dem Grade, dass eigentlicher Wassermangel entstünde. …
Die zum Theil sehr ansehnlichen Bauernwohnungen, welche zwischen kleineren, zuweilen ärmlich aussehenden Häusern hervorragen, verrathen die Verschiedenheit in den Vermögensumständen der Einwohner, während die Ortsstraßen, denen überdies die Kandelungen abgehen, noch Manches zu wünschen übrig lassen.
Die uralte, später stylwidrig veränderte Pfarrkirche, von deren ursprünglicher romanischer Bauweise ein Rundbogenfenster am Thor sich erhalten hat, ist in ihrem Inneren düstern, nicht sehr geräumig und enthält außer einem im Chor hängenden, gut geschnittenen Bilde des Gekreuzigten, nichts Bemerkenswerthes. …
In der Nähe der Kirche steht das der K. Hofkammer gehörige Pfarrhaus, welches mit seinen Nebengebäuden im Jahr 1837 wesentlich verbessert und in einen gut wohnlichen Zustand gebracht wurde.
An die westliche Kirchhofmauer stößt das im Jahr 1837-38 aus Kosten der Gemeinde beinahe ganz neu erbaute Schulhaus, zugleich die Wohnung des an der Volksschule angestellten Schulmeisters und des Lehrgehilfen enthaltend. Außer jener Schule besteht seit 1850 noch eine Industrieschule. Das im oberen Dorf (Ober-Oeschelbronn) stehende Rathhaus, ist ein altes, unansehnliches Gebäude, an dessen Ostseite ein der Stiftungspflege gehöriger, aus Holz erbauter Thurm steht; auf demselben hängt eine Glocke, die zur Kirche, wie jeden Morgen, Mittag und Abend für die von der Pfarrkirche weit entlegenen Bewohner des obern Dorfes geläutet wird.
Ein Gemeinde-Waschhaus ist vorhanden, und die hofkammerliche Zehentscheuer ging im Jahr 1850 in Privathände über.
Die ziemlich große Ortsmarkung, …. gehört zu den fruchtbarsten des Gäus.Unter … günstigen, natürlichen Verhältnissen, verbunden mit der Einfachheit und dem Fleiß der Einwohner, hat sich unter denselben ein gewisser Wohlstand erhalten, so daß neben ziemlich vielen Wohlhabenden, die Mehrzahl bemittelt und nur die Minderzahl unbemittelt genannt werden darf. Der begütertste Bürger besitzt mit Einschluß der Waldungen 125 – 130 Morgen Grundeigentum. …
Die Landwirtschaft wird sehr gut betrieben, und zweckmäßige landwirtschaftliche Neuerungen, wie die Einführung des Flander- und Suppinger Pflugs, der Repssämaschiene, der Walze etc. haben Eingang gefunden; …
Unter dem Stiftungsvermögen befinden sich 544 fl., für deren jährliche Zinse Brod angeschafft und an Jacobi den Ortsarmen ausgetheilt wird; überdies genießt die ehemalige Gemeinde Unter-Oeschelbronn eine von dem Kloster Bebenhausen herrührende Stiftung, nach der jede Woche 32 Pfund Brod den Ortsarmen zukommt. Aus einem Schulfonds von 340 fl. werden die Zinse zur Anschaffung von Schulbüchern verwendet. …
Ober-Oeschelbronn gehörte zum altwürttembergischen Amt Herrenberg. Württemberg kam nur allmählich in den Besitz des Dorfes. …An Unter-Oeschelbronn hatte das Kloster Bebenhausen schon 1337 zwei Pfund Heller Gülten. Die zweite Hälfte gehörte den Herren von Hailfingen, später, wie Sindlingen, den Herren von Gültlingen, gelangte im Jahre 1618 an Heinrich Teuffel von Birkensee, im Jahr 1640 an Andreas von Bernerdin (vergl. Sindlingen) und von dessen Nachkommenschaft im Jahre 1774 durch Kauf an Württemberg. …