Zu Kuppingen im Gäu lebte in alten Zeiten das Rittergeschlecht der Hemmlinge; mehrere Glieder dieser Familie nannten sich auch „Freie von Kuppingen“. Ihr Wappen zeigte im rechten Feld einen Bracken auf den Hinterfüßen stehend. Die Hemmlinge waren Dorfherren zu Kuppingen und hatten die Vogtei mit den Rechten in Zwingen und Bännen, über Weide und Wald und was dazu gehört.
Wie das Wappen kund tat, waren sie streitbare Männer, die sich auf die Hinterfüße stellten wenn’s nottat. Einmal ist es nun vorgekommen, dass einer der Sippe, Ritter Trutwin der Hemmling, ein treuer Waffengenosse Markgraf Rudolfs von Baden, etlich Spänne mit seinem Landesherren, dem Pfalzgrafen Rudolf dem Scherer von Tübingen, auf Schloss Herrenberg auszufechten hatte. Der Kuppinger, seinem Wahlspruch: „Schlag zu, wann’s braucht!“ getreu, kundschaftete aus, wo und wann er den Pfalzgrafen stellen konnte. Der hatte ja Burgen und Meierhöfe und Schupflehen landauf und landab; so auch zu Malmsheim im Würmgau drüben. Dort überfiel der Kuppinger den Pfalzgrafen auf offenem Feld und verwundete ihn schwer.
Aus dieser bösen Tat erwuchs die Hemmlingsfehde, in der bald der Hemmlinge ganze Sippe durch Jahr und Tag gegen den Pfalzgrafen vereinigt war. Die Kuppinger boten dem Pfalzgrafen in ihrer Feste neben der wehrhaften Kirche harten Trutz, taten ihm Abbruch, wo immer sie konnten, und hielten sich so wacker, dass im Volksmund der Spruch aufkam:
„Auf Kuppinger Hengst
Schwitzt keiner in Ängst;
Der Kuppinger Stirn
Ist auch net von Zwirn,
Und der Kuppinger Arm –
Dass Gott erbarm …!“
So zog sich die Fehde achtzehn Jahre hin, und es floss viel Blut auf beiden Seiten. Aber endlich ging den Hemmlingen doch der Schnaufer aus, denn des Pfalzgrafen Macht war ihnen überlegen. Namentlich der alte Oheim Kraft Grosbrot der Hemmling, welcher Kirchherr zu Kuppingen und den Sindelfinger Stiftsherren befreundet war, vermittelte eine friedliche Richtung oder Einung mit der Gegenseite. Aber auch der Pfalzgraf war der alten Händel vor den Toren seiner Burg Herrenberg müde, und so kam um die Johanniszeit des Jahres 1306 ein Vergleich zustand. Es ward ein Richtungsbrief aufgesetzt und feierlich beschworen.
Und es heißt im selbigen Brief, dass die Ritter ihre Burg zu Kuppingen und ihre Zehntrechte an den Pfalzgrafen verkaufen. Die Burg müssen sie dazuhin abbrechen: das Fachwerk bis Jakobi desselben, das Mauerwerk bis Martini des andern Jahres. Dafür dürfen die Hemmlinge für sich ein Wohnhaus bauen mit zwei Gaden oder Stockwerken, und es soll der untere Gaden aus Stein und elf Schuh hoch sein und der obere aus Holz und auch elf Schuh hoch. Die Tür soll zu ebener Erde hineingehen, das Haus weder mit Schießscharten versehen, noch mit einer Mauer beschützt sein, und der Graben, den sie um das Haus ziehen mögen, darf nicht weiter und tiefer sein, als ein Mann Erde mit der Schaufel herauswerfen kann. Die Hemmlinge müssen für die Erfüllung dieses Vertrags sechs ehrbare Ritter und Freie als Geiseln stellen.
All dies bedeutete aber eine so schwere Demütigung für die stolzen Ritter, dass sie bald von hinnen wichen und ihre Kuppinger Höfe und Güter verkauften bis auf ein Haus und ein paar Äckerlein.
Der Letzte des Geschlechts der Freien und Ritter von Kuppingen, Fritz der Hemmling, fiel hundert Jahre nach der Malmsheimer Untat seines Ahnherrn in der Schlacht bei Döffingen. Mit seinem Tod ist die Sippe der Hemmlinge erloschen.