„…übel verbronnen“
Magister Jacobus Andreae berichtet über den großen Brand in Weil im Schönbuch im Jahre 1559
Einzelheiten über die katastrophale Feuersbrunst in Weil im Schönbuch und über ihren Verursacher erfahren wir aus der Handschriftensammlung von Magister Jakob Andreae, der zwischen 1561 und 1574 Pfarrer in Hagelloch war. Was er berichtet, hat er selbst erlebt und seine Angaben beruhen auf Mitteilungen von Augenzeugen.
Weyl im Schönbuch ist ein stattlicher Fleck, liegt auf hohem Feld, gehört ins Kloster Bebenhausen, ist einmal übel verbronnen. Hat den Flecken angezünndt ein loser Mann, Enderlin Seytz, der sich hernach als das Dorff in aller Macht bronnen (wie er selbst in der Folter bekannt), unter ein brucken gelegt, der Brunst zugesehen und die Leutte, so zur Brunst geloffen, über ihn hin geloffen – dieser Lecker ist fernher zu Hechingen in der Grafschaft Zollern gefangen worden. Er hat mit einem Meßpfaffen zu Morgen gegessen und sich mit einigen Red verret (zu viel geredet, d.h. sich verraten). Der Meß-Priester hat Ime was zugemutet, hatte er gesagt: So wahr ich Enderlin Seytz heiß, so thue ichs nicht. Nuhn hat der Meßpfaff oft gehört, das man den Enderlin Seytz in großem Verdacht und Argwohn hab, das er nit allein Weil im Schönbuch angezündet, sondern auch sonst viel böse Stück gethan hab, hatt er zu dieser Red still geschwigen unnd Im willfahrt unnd Recht gelassen. Das er’s nit merke, ist er etliche mahl uffgestanden, aus der Stuben gangen, als wann er etwas befehlen oder zahlen woll, darneben aber durch sein gesind dem Schultheiss zu Hechingen in geheim anzeigen lassen, der Enderlin Seytz sei bei Ihme, soll Leute bestellen, die ihn fahen. Der Schultheiss name in der stille vil Männer zu Ihme, ging anfangs selbst hinein. In des Messpfaffen Stuben, gesegnet er Inen wein und brott und fragt, ob sie kheine Zechgesellen bedürffen. Der Meßpriester sagt ja und khommen allgemach mehr Männer in die Stuben. Da nuhn der Messpriester gesehen, dass leut genug in der Stuben, die des Mörders und Brenners mächtig khonnten sein, hat er in einem Augenblick das Tischtuch sampt den Messern, Bechern und was uff dem Tisch gewesen uff den Boden herabgezogen, das der Mörder khein Messer oder anderes ergreifen khonnt, sich zu wehren. Da sein die bestellte Burger zugefahren, In angefallen und gefangen genommen. Darob der verzweifelt Mensch nit fast (sehr) ist erschrocken, sonnder ein spotische Antwort denen die ihn gefangen haben, geben: Der Vogel ist gefangen. Darauff man In stark gebunden in ein wohlverwarte gfengniß gelegt und peinlich beklagt worden: hat er in der Tortur nit allein bekhennt, das er Weil im Schönbuch angebronnen und wie es Ime so wol gefallen, so das fewer (Feuer) so dapffer brunne, sonder auch da die Leutte so zum fewer geloffen, uff der hülzernen brukken gedapt, sondern auch vil Mord gethan. Darumb Graff Carlin von Hohen Zollern In schrecklich hatt justifizieren lassen, lebendig gerädert, khein Gsellenstoss (Gnadenstoß) geben, also noch lebendig uff das Rad binden lassen, ein fewer under In gemacht, daß er dasselbe lang empfunden. Als das fewer angefangen, hatt der Nachrichter zu Tübingen, M. Wolff genannt, ein feiner, alter, bescheidener, frommer, gottseliger Mann, den hochs und nieder standtspersonen lieb gehapt, Ime zugeschryen: Fleuch, Enderlin, fleuch, Weil im Schönbuch brennt!
Hat also dieser Mörder und Brenner sein Leben elendiglich mit großen Schmertzen müssen uff geben. Als die Brunst zu Weil groß war, haben viel leuth Ir Armüedtle in die Kirche daselbst geflohet wie auch der Pfarrer selbst sein Haußrath und Bücher darein tragen lassen. Ist das fewer so groß worden, daß es auch die Kirch anzündt, was darein geflohet worden, mehrertheil verbronnen, sonderlich des Pfarhers bücher und schriften, welche der Wind sehr weithin und wieder verworffen, daß man im Schönbuch und benachparten Dörffer Bletter von des Pfarrers Bücher vunden hatt und ist dem Pfarrhaus khein Schad widerfahren, hett er nichts geflohet, war er ohne Schaden davon kommen ! Weil er austragen lassen, ist er um allen sein Hausrath und Bücher khommen, welches Ich M. Jacobus Andreae von dem Pfarrer Thoma Dürnauer (in Weil von 1556-91) als meinem Superintendenten afftermahl gehört, da er sein Bibliothek klagt hat.
Erstveröffentlichung: Walter Hahn, Heimatbuch Weil im Schönbuch – Breitenstein – Neuweiler. Hrsg. von der Gemeinde Weil im Schönbuch, 1988, S. 63-64.
Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Weil im Schönbuch