In Gültstein brach am 8. Juli 1784, 12 Uhr, während die Bauern von einer Bußpredigt nach Hause gingen, in des Bäckers Johannes Maier Haus, dessen Küche an die hölzerne Scheuerwand grenzte, ein Brand aus, der sich schnell verbreitete. (…) Innerhalb von dreieinhalb Stunden waren von 172 Gebäuden 62 eingeäschert. An der „nötigen Einreißung der Gebäude“ ließ man es nicht fehlen, so dass acht weitere Häuser auf die Verlustliste kamen. Hinzu kam die Kirche, deren wichtigste Ausstattungsstücke jedoch gerettet wurden.
Nach den Abräumungsarbeiten waren die Bauern darauf bedacht, so schnell als möglich an den Wiederaufbau zu gehen. Voreilig schlugen sie Holz oder erstanden frisch geschlagenes Holz und gingen an die Neuerstellung ihrer Höfe. Am 11. August wurde jedoch die Einstellung aller Bauarbeiten wegen ungeeigneten Bauholzes – gewiss aber auch wegen der beabsichtigten Änderung des Ortsbauplanes -, befohlen. (…)
Es gab beträchtliche Verzögerungen. Hinzu kam, dass Oberamtmann Hans Ludwig Kraft erst am 21. August den vom Herrenberger Feldmesser Beerstecher gefertigten Riss der Brandstätte der Brand-Versicherungs-Deputation übersandte. (…) Fußfälligst baten die Communvorsteher am 4. September um Bauerlaubnis. (…) Am 9. September übersandte Kraft endlich die von der Behörde als Voraussetzung weiteren Vorgehens bezeichnete Taxations-Urkunde. Am gleichen Tag sprach die Brand-Versicherungs-Deputation aus, sie sei „des ohnzielsetzlichen Dafürhaltens, dass es vorderist darauf ankommen dürfte, einen Bauverständigen, und zwar in der Person des Land Oberbau Inspectors Groß, der bisher in dergleichen Fällen mit wahrem Vorteil gebraucht worden, und alle mögliche Erfahrung hierin hat, nach Gültstein schleunigst abzuordnen, um allda von dem durch das Oberamt eingesandten, in der Anlage befindlichen Riss nötigen Gebrauch zu machen und einen anderen Riss zu besserer Einrichtung dieses beinahe gänzlich eingeäscherten Dorfes zu fertigen“. (…)
Die Erledigungsnotiz „ex speciali resolutione Serenissimi Domini Ducis“ stammt vom 18: September. Am 5. Oktober begab sich Groß mit Oberamtmann Kraft nach Gültstein, um den Wiederaufbau einzuleiten. Er ließ einen „accuraten Riß“ von Feldmesser Heinrich Majer aus Gärtringen machen, dann wurde der Platz „vorder ist in sechs Quartiere“ abgesteckt, und zwar nach einem „vorhero zu Haus verfertigten Riß“.