„Über den Wegzug aus der Heimat am Jakobstag 1622. Seiner Heimat gibt folgendes zu bedenken: Schmerz war ihm Grund, eine andere Stätte zu suchen. Jesus sagt, kein Prophet gilt seinem Vaterland etwas, seine Heimat Nazareth verlassend. Wie sollt es seinem Jünger anders ergehen? Bereit, zu ziehen, wohin es den Himmlischen gefällt, ungewiss des Orts, der uns Verweilen gönnt, trachten wir nach der Heimat des Himmels. Einst kommt gnädig der Tag, da, wenn das Gerede verstummt ist, dem Verdienste die Krone zuteil wird. Cicero: Heimat ist da, wo es gut ist. M. Bartholomäus Eyselin, der 9 Jahre seiner Heimat diente und jetzt fortgeht.“
Diese lateinische Kircheninschrift, hier paraphrasiert wiedergegeben, ist an der südlichen Chorwand der Nikomedeskirche angebracht. Sie erinnert an den Pfarrer Magister Bartholomäus Eyselin. Er wirkte hier zwischen 1613 und 1622 und ist als ein früher Historiker in die Landesgeschichte eingegangen. Vor allem in Hildrizhausen verfasst er seine beiden bedeutenden Werke: das Chronicon patriae Hildrizhusanae et Herrenbergiae darin stellt Eyselin die Geschichte von Hildrizhausen und Herrenberg unter Berücksichtigung der Geschichte der Pfalzgrafen von Tübingen und späterer Ortsherrschaften dar und als zweites großes Werk das Promptuarium historicum Wirtembergiae sive tabellae chronologicae. Darin zeichnet er die Geschichte der Württemberger von 750 bis 1621 nach. Chronologisch und in Tabellenform verfasst und aufgelockert mit eigenen Erlebnissen, wie z.B. einem schlimmen Hagelschlag 1605 in Tübingen oder Epidemien in Erligheim, wo er zwischen 1602 und 1611 Pfarrer war, werden die beiden Werke von späteren Historikern gerne als Quelle herangezogen. Sie schätzen zum einen die Originaltreue des Werks, das auf eigene Interpretationen verzichtet, und die exakten Abschriften zahlreicher Schriftstücke, Verträge und Urkunden, die im Original nicht mehr existieren. Beide Werke, das Chronicon wie das Promptuarium, sind heute noch als Abschriften verfügbar, Eyselins Originale sind verschollen oder vernichtet.
Dank wird ihm von seiner Heimatgemeinde nicht zuteil, Dank für seine ordentliche Führung der Kirchenbücher. Im Unterscheid zu seinen Vorgängern und Nachfolgern führt er die Kirchenbücher sehr gewissenhaft und ergänzt Taufen mit Angaben zu den Eltern und den Umständen der Geburt. Den Kirchenbüchern fügt er Chroniken hinzu, die später allerdings herausgerissen und nach Herrenberg abgegeben werden, wo sie heute leider nicht mehr auffindbar sind. Dank oder Anerkennung für seine Rechtschaffenheit, seinen Fleiß und seine Verdienste um die Landesgeschichte erfährt er in seinem Heimatort nicht. Im Gegenteil! Manch Hildrizhausener macht ihm das Leben schwer.