Frühes Interesse der Gemeinde Dachtel an einem Kreiswechsel in den Landkreis Böblingen

Von Debora Fabriz

Die ehemals selbständige Gemeinde Dachtel, Landkreis Calw, suchte bereits früh die Umgliederung in den Landkreis Böblingen. Bei einem von der Gemeinde organisierten Bürgerentscheid am 3. März 1963 sprachen sich 72 % der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger für einen Kreiswechsel in den Landkreis Böblingen aus.

Anlass für den Bürgerentscheid in Dachtel war, dass Walter Walz, Bürgermeister von Deufringen (Landkreis Böblingen), 1954 in seiner Heimatgemeinde Dachtel (Landkreis Calw) für den Bürgermeisterposten kandidierte. Im Falle seiner Wahl wollte er in beiden Gemeinden Bürgermeister sein und sich bei einer „Kreisneueinteilung“ dafür einsetzen, dass die Gemeinde Dachtel dem Kreis Böblingen zugeordnet wird. Walter Walz wurde schließlich mit einem hohen Stimmenanteil zum Bürgermeister der Gemeinde Dachtel gewählt.

Das Regierungspräsidium Südwürttemberg-Hohenzollern, zu dem der Landkreis Calw gehörte, stellte fest, es sei nicht vorgesehen, den Posten des Bürgermeisters in zwei Gemeinden zu bekleiden, die unterschiedlichen Landkreisen angehörten. Zunächst führte daher der stellvertretende Bürgermeister die Amtsgeschäfte.

Mit Erlass des Regierungspräsidiums Südwürttemberg-Hohenzollern vom 4. Mai 1955 wurde Walter Walz die Einsetzung als Bürgermeister bei der Gemeinde Dachtel ermöglicht, sofern der Gemeinderat in Deufringen damit einverstanden sein sollte. Am 17. Mai 1955 stimmte der Gemeinderat in Deufringen einem gemeinschaftlichen Bürgermeister mit der Gemeinde Dachtel zu, worauf Walter Walz am 3. Juni 1955 als Bürgermeister der Gemeinde Dachtel eingesetzt werden konnte.

Zum 1. April 1956 trat in § 73 der Gemeindeordnung die Bestimmung in Kraft, dass man nur dann Bürgermeister zweier Gemeinden sein dürfe, wenn diese demselben Kreis angehörten. Walter Walz konnte allerdings von einer Übergangsregelung Gebrauch machen und gemeinschaftlicher Bürgermeister der beiden benachbarten Gemeinden bis zum Ablauf seiner Amtszeit 1963 bei der Gemeinde Dachtel bleiben.

Kurz vor Ablauf seiner Amtszeit als Bürgermeister in Dachtel wurden die Bemühungen, eine Umgliederung der Gemeinde in den Landkreis Böblingen zu erreichen, forciert betrieben. Der Gemeinderat entschied sich für die Durchführung eines Bürgerentscheids, der am 3. März 1963 einen deutlichen Zuspruch zur Umgliederung der Gemeinde in den Landkreis Böblingen ergab. Für die Umgliederung in den Landkreis Böblingen war allerdings nicht das Ergebnis des Bürgerentscheids ausschlaggebend, sondern die Zustimmung des Landtags, die nicht erfolgte. Walter Walz wurde kurz nach dem Bürgerentscheid, am 28. April 1963, wiedergewählt. Da er sein Amt als Bürgermeister der Nachbargemeinde Deufringen nicht aufgeben wollte, war er zunächst lediglich Amtsverweser in Dachtel. Mit Änderung von § 73 der Gemeindeordnung konnte er am 21. Januar 1966 das Amt als Bürgermeister von Dachtel antreten und gleichzeitig Bürgermeister der Nachbargemeinde Deufringen bleiben.

Bei den nun beginnenden Planungen für die Gemeinde- und Kreisreform fielen die Pläne der Gemeinde mit denen des Innenministeriums und der Umgliederung in den Landkreis Böblingen zusammen.

Die Gemeinde Dachtel entschied sich rasch zur Eingemeindung in die Gemeinde Aidlingen, die Gemeinde Deufringen nach anfänglichem Zögern ebenfalls. Die Eingemeindung der beiden bis dahin selbständigen Gemeinden Dachtel und Deufringen in die Gemeinde Aidlingen erfolgte zum 1. September 1971 bzw. zum 1. Dezember 1971.


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