Schicksalsjahr 1813
Viel Zeit und Geld musste der Graf auch für seine große Familie aufbringen. Franziska Henriette Auguste gebar 15 Kinder, von denen sechs Söhne und drei Töchter das Erwachsenalter erreichten.
Zwei Söhne des Grafen nahmen 1812 als Offiziere zusammen mit den württembergischen Truppen an der Seite Napoleons am Russlandfeldzug teil. Davon erlangte Karl Friedrich Lebrecht von Normann-Ehrenfels besondere Berühmtheit. Während der Völkerschlacht bei Leipzig wechselte er 1813 mit seiner Brigade die Fronten und trat zur Koalition gegen Frankreich über. Obwohl Württemberg kurz danach selbst ins Lager der Alliierten überwechselte fiel er daraufhin beim König in Ungnade. Die gegen seinen Sohn verhängten Strafmaßnahmen trafen den loyalen Minister i. R. hart, zumal er auch sofort für dessen Schulden in Höhe von 4000 Gulden einstehen musste.
Noch ein weiteres Unglück traf die Familie im Winter 1813. Anfang Dezember musste sie ihre 18-jährige Tochter, Dorothea Friderika Karolina, genannt „Dorette“, in Mötzingen zu Grabe tragen. Es war die erste Beerdigung auf dem 1813 neu eingerichteten Friedhof in der Nagolderstraße. Über ihr „unerwartetes Dahinscheiden“ sind wir durch einen auf den 2. 12. 1813 datierten Brief an seinen Sohn Friedrich gut unterrichtet. Die junge Frau hatte von einem „im Daumen vor 12 Tagen aufgefangenen Spreißen den Starrkrampf bekommen“ und starb „unter den größten Schmerzen“ an einer Tetanusinfektion.“
Eine Impfung gegen den Wundstarrkrampf gibt es erst seit 1924 und eine Infektion kam damals einem Todesurteil gleich. Nahezu überall, im Straßenstaub, in der Gartenerde oder im Kot von Pferden konnte man sich mit dem Erreger anstecken. In einer eigenhändig verfassten Zusammenstellung zählte der Graf später akribisch genau die Kosten auf, die durch Tod und Krankheit seiner Tochter entstanden sind und beschrieb auch den Ablauf ihrer Beerdigung.
Opfer beim Genusse des Abendmahls 1 fl, den Trägern 6 fl 24 Kr. Sie trugen sie vom Hause die Treppe hinab auf den Wagen und dann wieder im Kirchhof vom Wagen neben die Gruft hin, à 48 kr. Ich, meine Söhne August und Ferdinand, der Pfarrer von hier und der Praezeptor von Altensteig fuhren voraus in meiner mit 4 Pferden bespannten Kutsche. Mein Jäger trug auf einem Kissen ihr Stiftsordenszeichen von Bahrdt, unmittelbar vor der Leiche. Der mit zwey Pferden bespannte Leichenwagen. Neben ihm giengen auf jeder Seite 4 Träger. Auf dem Kirchhofe stellte man die Bahr neben der Gruft. Pfarrer Griesinger hielt eine sehr passende Rede. Dann stimmte der Schulmeister und der Provisor das Lied an, nach dessen Beendigung wir zurückfuhren. Hinter der Bahr waren meine Dienstleute, dann Weiber und Mädchen, endlich Schultheiß, Gericht und beinahe die ganze Bürgerschaft gefolgt.
Der Pfarrer erhielt 10 fl 48 kr., der Schulmeister 2 fl 24 kr., der Provisor 48 kr., Die singenden Mädchen à 24 kr. = 3 fl 12 kr. Die 8 Träger à 48 kr. = 6 fl. 42 kr. Der Kutscher, so den Leichenwagen führte, Harum Martins Sohn 1 fl. 12 kr. Die Armen des Orts, so der Pfarrer austheilt, 15 fl. Dem Dr. Schnurrer von Herrenberg, der 2mal hiehergekommen und gewacht 10 fl. Die Postchaise von Herrenberg, die ihn das erstemal herüber und hinüber führte (Zahl fehlt). Das anderemal ritt er. Dem Dr. Sauter von Nagold, so einmal gewacht, 5 fl. 24 kr. Dem Dr. Silber von Nagold, der sie eigentlich besorgte, 50 fl. Dem Schreiner für die Bahr, wozu ich das nußbaumene Holz gegeben, 6 fl, 48 kr. Dem Maurer Bachmann, der mit seinem Jungen das Grab helfen ausgraben und sodann mit meinen Bachsteinen und Leimen ausgemauert und gewölbt (Zahl fehlt). Der Todtengräber 3 fl. In die Apothek wegen der ihrer letzten Krankheit Arzneien bezahlt (Zahl fehlt). Opfergeld beym Eingraben 48 kr.“
Das Grab der jungen Dorothea von Normann-Ehrenfels sucht man heute vergebens. 1840 wurde der damals eingeweihte Friedhof wieder aufgegeben und auf das Gelände des heutigen alten Friedhofs an die Straße nach Bondorf verlegt.