Natürlich stellt sich für einen Grenzsteinforscher die Frage, welche Erklärung es für diese außergewöhnliche, auch teure Aktion der Gemeinde Perouse gegeben hat. Und da hilft die Jahreszahl 1839. Denn genau im Jahr 1839 hatten die Perouser der Stadt Heimsheim für 3.924 Gulden die Markungsrechte abgekauft, womit Perouse eine selbständige Gemeinde geworden war. Welche eigenartige Struktur hatte die Gemeinde aber vorher besessen? Die Antwort auf diese Frage führt zu einem außergewöhnlichen Kapitel unserer Regionalgeschichte, das auch eine Erklärung für den fremd klingenden Namen des Ortes ergibt.
Waldenserort Perouse
Perouse wurde im Jahr 1699 von einer Gruppe von Waldensern gegründet, also Glaubensflüchtlingen aus abseits gelegenen Alpentälern. Etwa 3000 Personen zogen aus ihrer Heimat über die Schweiz nach Württemberg und baten hier den Herzog um Aufnahme. So entstanden mehrere Waldenserkolonien, von denen eine, nämlich Perouse, im Gebiet des heutigen Kreises Böblingen liegt. Genauer gesagt, ging es hierbei um die damalige Markung Heimsheim am Rande Württembergs, die im direkten persönlichen Besitz des Herzogs war.
Unter erheblichen Anfeindungen durften sich 71 völlig verarmte und geschwächte Familien mit 242 Personen am äußersten östlichen Zipfel der Markung Heimsheim niederlassen. Auf einem viel zu kleinen Gebiet, das aber weiterhin zur Stadt Heimsheim gehörte. Die Siedlung wurde Perouse genannt, nach dem savoyischen Heimatort Perosa. Ihr Gelände war nach den immer noch bestehenden Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg weitgehend verwildert, war fast waldlos, besaß keine sauberen Quellen. Und so entstand zwischen den Wäldern von Heimsheim, Flacht und Rutesheim die ärmste der Waldensersiedlungen.
Als aber 1823 die Kirchengemeinde Perouse in die württembergische Landeskirche aufgenommen wurde und in der Kirche nun nicht mehr französisch gepredigt wurde, reifte in dieser immer noch kleinen Gemeinde die Idee heran, sich von Heimsheim „freizukaufen“. Das geschah im Jahr 1839, weil genügend Geld angespart worden war.