Der Ihinger Hof
Der Ihinger Hof (im Süden der Gemarkung Renningen) ist die Versuchsstation für Pflanzenbau und Pflanzenschutz der Universität Hohenheim.
Aufgaben
Im Vordergrund steht die laufende Bereitstellung von Flächen, die die Bedingungen für die Anlage von Feldversuchen erfüllen. Neben technischer Personalkapazität sind abgestimmte Spezialmaschinen und -geräteketten zur Anlage und Durchführung komplexer Feldversuche sowie Trocknungs-, Reinigungs- und Lagereinrichtungen vorhanden. Darüber hinaus gehören Laborbereiche zur Aufbereitung und Analyse von Bodenproben, Pflanzenproben und Erntegut zur Ausstattung wie z.B. ein Nahinfrarotreflektions-Spektralphotometer zur Inhaltsstoffanalyse oder ein Fliessinjektions-Analysengerät im wesentlichen für Bodenuntersuchungen.
Die Saatgutvermehrung bei Triticale1, Winterweizen, Sommergerste, Hafer und Körnererbsen2 erfüllt auch eine landeskulturelle Aufgabe der Einrichtung.
Forschungsschwerpunkte
In wissenschaftlichen Freilandversuchen werden Fragen des Pflanzenbaus und der Grünlandbewirtschaftung im Hinblick auf die Verfahrenstechnik, die Leistungsfähigkeit und die Umweltfreundlichkeit bearbeitet. Neben dem Kriterium Ertrag/ha und der Ertragsstabilität stehen die technologische und die ernährungsphysiologische Qualität pflanzlicher Rohstoffe oder die Krankheits- und Unkrautbekämpfung im Mittelpunkt der Untersuchungen. Ein Schwerpunkt liegt auf Untersuchungen im Bereich Precision Farming3.
Hier stehen Untersuchungen zur Entwicklung von Sensoren, Modellierung von Pflanzenwachstum sowie die ortsspezifische Evaluierung und Kartierung von Zugkräften und damit von Bodeneigenschaften während der Bodenbearbeitung mithilfe von GPS im Vordergrund. Eine RTK-GPS-Referenzstation4 steht zur Verfügung und ermöglicht GPS-Empfang mit einer Genauigkeit von +3 cm sowie eine cm-genaue Wiederfindung von aufgenommenen Objekten.
Die Versuchsstation Ihinger Hof von SW. Im Hintergrund rechts Magstadt, am Horizont das Gebäude der Firma Bosch in Gerlingen. (Foto: Klaus Philippscheck)
Gleiches Gewicht haben Fragen zur Biomasseproduktion im Bereich „Nachwachsende Rohstoffe“, sowie über das Verhalten von Samen im Boden oder Forschungen zur Umweltbelastung wie z. B. durch Bodenerosion oder Stickstoffrückstände. Im Grünland werden darüber hinaus Fragen der Begrünung und der Brachlandpflege bearbeitet. Die Versuche umfassen u. a. Getreide, Mais, eiweiß- und fettreiche Körnerfruchtarten, Miscanthus (Chinaschilf), Futterpflanzen und Grünlandbestände.
Nutzer
Die Versuchsstation wird interdisziplinär von etwa 20 Fachgebieten aus Instituten verschiedener Fakultäten der Universität Hohenheim genutzt. U. a. sind dies die Institute für Pflanzenbau und Grünland, Phytomedizin5, Bodenkunde und Standortslehre, Lebensmitteltechnologie und Agrartechnik.
Kooperativ sind auch Einrichtungen wie die Landessaatzuchtanstalt und die Landesanstalt für Pflanzenschutz an der Nutzung beteiligt. Außerdem laufen Wertprüfungen für das Bundessortenamt.
Die weibliche Nachzucht aus der Versuchsstation für Nutztierbiologie und Ökologischen Landbau der Universität Hohenheim wird auf dem Ihinger Hof aufgezogen und beweidet in den Sommermonaten zusammen mit Rindern der Versuchsstation für Tierhaltung, Tierzüchtung und Kleintierzucht Unterer Lindenhof der Universität Hohenheim einen Weideversuch. Auf 58 Mastbullenplätzen wird das auf dem Betrieb anfallende Futter verwertet und Festmist in einem Tretmiststall produziert. Von den Rindern fällt in einem Boxenlaufstall Flüssigmist an. Beide Dungarten werden auch für Versuchszwecke eingesetzt.
Modernes Gerät zum Precision Farming. (Bild: Ihinger Hof)
Erstveröffentlichung: Informationsschrift der Versuchsstation für Pflanzenbau und Pflanzenschutz Ihinger Hof.
Der Text wurde gekürzt.
Mit freundlicher Genehmigung der Versuchsstation Ihinger Hof
Referenz
↑1 | Hybridgetreide durch Kreuzung von Weizen und Roggen |
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↑2 | Leguminose zur Tierfütterung |
↑3 | Form der ortsdifferenzierten und zielgerichteten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen |
↑4 | RTK-GPS stellt eine Methode zur Verfügung, um eine Positionierung auf Zentimetergenauigkeit zu erreichen. Voraussetzung ist die Verfügbarkeit von mindestens einer Referenzstation sowie die Gewährleistung einer Kommunikation zwischen dieser und dem Rover (= geländegängiges Fahrzeug). Von der Referenzstation werden Daten zu dem Rover übertragen, und die gesamte GPS-Auswertung läuft in Real- Time im Rover ab, so dass in Echtzeit Koordinaten ermittelt werden können. Hierzu ist eine Beobachtungsdauer von wenigen Sekunden bis zu einer Minute völlig ausreichend. |
↑5 | Phytomedizin beschäftigt sich mit der Erforschung von Pflanzenkrankheiten |