Kleindenkmale auf Aidlinger Gemarkung
Autor: Hans Mozer
Burgen und Schlösser, Kirchen und alte Fachwerkhäuser gelten selbstverständlich als Denkmale. Weniger beachtet werden Kleindenkmale – kleine, ortsfeste, von Menschenhand erschaffene Objekte in Wald und Flur, – Spuren unserer Kultur, die wir Menschen geprägt haben.
Vom Leben und Arbeiten unserer Vorfahren zeugen die Steinriegel, Feldmauern, alte Brunnen, Kalköfen und Eiskeller. Markungs- und Grenzsteine informieren über wechselseitige Besitzverhältnisse. Gedenksteine erinnern an besondere Ereignisse und Persönlichkeiten. Auch in jüngster Zeit werden aus unterschiedlichen Anlässen Kleindenkmale errichtet. Ein Beispiel dafür ist ein Steinkreuz am Haldenweg.
Jedes Kleindenkmal hat seine eigene Geschichte und kann Geschichten von Aidlingen, Deufringen, Dachtel und Lehenweiler lebendig werden lassen. Dadurch erwächst auch die Verpflichtung, die Kleindenkmale zu schützen.
Die Straße von Deufringen nach Gärtringen wurde im Jahre 1903 errichtet. Über die Aid, am Stock, wurde eine Brücke gebaut. Auch nach der Erneuerung der Straße im Jahr 2000 sind Sandsteine von der alten Brücke wiederverwendet worden und erinnern damit an den Bau der Straße im vorherigen Jahrhundert. Die Straße beginnt am „Stock“, dem früheren Grenzpfahl zu Aidlingen, und führt entlang dem Himmelreichbaches und einiger Hungerbrunnen nach Gärtringen. Mit dem Bau der Straße war eine italienische Gruppe beauftragt. Einige der Arbeiter sind hier geblieben, wie die Namen Palmosi und Zatti in unserer Gegend beweisen.
Grubbank bei den Drei Linden in Deufringen. (Foto: Susanne Schmidt)
Weil früher wenig Menschen des Lesens kundig waren, stellte man auch keine Wegweiser auf. Fremde wurden durch ortskundige Boten weitergeleitet. Bei der raschen Verlegung von Truppen waren die Boten überlastet. Deshalb ordnete Herzog Eberhard Ludwig 1695 an, an jedem „Schied-weg“ eine Säule aufzustellen. An diesen „Stöcken“ konnten sich die durchziehenden Soldaten orientieren. Die „Communen“ waren nicht begeistert und stellten solche Wegweiser nur zögerlich auf, weil man dadurch Einquartierungen befürchtete.
Sinn und Bedeutung einer Grubbank sind uns fremd geworden. Für unsere Vorfahren war sie eine Raststätte am Wegrand. Gruhe, Gruobbank, Grubets oder Ruhbank wurden sie genannt. Sie dienten dazu, die Lasten, die man auf dem Kopf und Rücken trug, wie Körbe und Krätten, abzustellen und eine Weile zu gruoben (ausruhen). So konnte man die Behälter ohne fremde Hilfe wieder aufnehmen und weiterziehen.
Oft findet man die Grubbank nach einem Anstieg, so in Deufringen in Fortsetzung der Alten Steige, einem Weg, der nach Weil der Stadt führte. Die Grubbank bei den Drei Linden wurde 1905 aufgestellt und erinnert an eine Zeit ohne Auto als Transportmittel.
Feldhäuschen zwischen Aidlingen und Dagersheim. (Bild: Susanne Schmidt)
Allzu leicht vergessen wir, dass die Beschaffung von Nahrung früher schwieriger und aufwendiger war. Getreide, Obst und Gemüse wurden selbst angebaut. Man schützte die Feldfrüchte vor Wildschäden und Dieben, indem man einen Feldschütz in der Gemeinde anstellte. Er ging täglich die Feldmark ab und sah nach dem Rechten. Er war bei Wind und Wetter unterwegs. Im 18. und 19. Jahrhundert errichteten die Gemeinden für den Feldschütz kleine Feldhäuschen, die auch den arbeitenden Bauern Unterschlupf boten, wenn sie von einem Unwetter überrascht wurden. Auf Deufringer Markung steht noch das „Harthäusle“. Richtung Dätzingen ist auf der dortigen Gemarkung ein weiteres Feldhäuschen erhalten, ebenso zwischen Aidlingen und Dagersheim.
Früher gab es auch keine Ortsschilder für jede Gemeinde. Erst 1811 ordnete das Königreich Württemberg an, Ortsschilder aufzustellen. Sie sollten an einem Pfahl oder Stein angebracht sein.In Deufringen verwendete man schon eine gusseiserne Säule. In Lehenweiler steht in der Ortsmitte noch ein Granitstein mit der Ortsbezeichnung. Nach 1870 wurden die Ortstafeln nach preußischem Vorbild gestaltet. Aus den Schildern sollte die militärische Zuordnung seiner Bewohner ersichtlich sein. Die Tafel, die am Rathaus in Dachtel angebracht war, ist noch gut erhalten. Die Tafeln wurden von den Königlichen Hüttenwerken in Wasseralfingen hergestellt.
Denksteine erinnern an ein denkwürdiges Ereignis an einer bestimmten Stelle oder an ehrwürdige Persönlichkeiten.“Nach Gottes unerforschlichem Ratschluss wurde an dieser Stelle am 21. Juli 1944 Schäfer Karl Schaible inmitten seiner Herde von einer Bombe getroffen und getötet.“
So lautet die Inschrift auf dem Denkstein unterhalb der Buchhalde in Dachtel. Die Bomben eines alliierten Flugzeuges waren wohl für die Industrieanlagen von Daimler in Sindelfingen bestimmt. Sie wurden aber schon in Dachtel abgeworfen. Für die Familie Schaible war der Tod des Vaters ein herber Verlust, da die Söhne zum Kriegsdienst eingezogen waren und nun jemand zu finden war, der die Schafe hüten konnte. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors
Erstveröffentlichung: Silberdistel Nr. 84 / Dezember 2002
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Literaturhinweis:
Dieter Kapff / Reinhard Wolf
Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser…
Kleindenkmale in Baden-Württemberg
Herausgegeben vom Schwäbischen Heimatbund, 2000
176 Seiten mit ca. 200 meist farbigen Abbildungen
ISBN 3 8062 1460 3