Steinenbronn nach der Machtübernahme 1933
Abgesehen von den Verhaftungen der Nazi-Gegner mit all ihren schweren Folgen für die betroffenen Familien war die politische Umwälzung für die Mehrzahl der Bevölkerung ohne großes Aufsehen vorübergegangen. Kaum einer kann sich heute noch erinnern, wann die erste Hakenkreuzfahne am Rathaus gehisst worden sei.
Bei der Gemeindeverwaltung ergaben sich keine personellen Veränderungen. Bürgermeister Müller gab in der öffentlichen Gemeinderatssitzung vom 5. Mai 1933 bekannt, dass „er sich der NSDAP als Mitglied angeschlossen“ habe.
Gleichschaltung des Gemeinderats
Der Gemeinderat setzte sich im Januar 1933 aus folgenden 12 Mitgliedern zusammen: Wilhelm Schmidhäuser, Gottlob Krauß, Karl Maier, Karl Schuldt, Johannes Wacker, Karl Fritz, Gottlob Auch, Gottlob Steck, Gotthilf Eberhardt, Ludwig Schwarz, Karl Hauser und August Schmid.
Das Sitzungsprotokoll vom 9. März 1933 wurde, ohne Begründung, nur noch von 6 Gemeinderäten unterzeichnet. In der Sitzung vom 30. März 1933 gab der Vorsitzende Müller dann bekannt, dass nach der Anordnung des NS-Unterkommissars für den Oberamtsbezirk Stuttgart die Hinzuziehung von Kommunisten und Sozialdemokraten zu Gemeinderatsverhandlungen bis auf weiteres verboten sei. Den betreffenden Mitgliedern sei die Anordnung bereits am 29. März bekannt gegeben worden. Die Namen der Betroffenen wurden nicht genannt. Durch Gesetz vom 18. April 1933 wurde der bisherige Gemeinderat aufgelöst.
Die Neubildung erfolgte durch Berufung entsprechend dem Wahlergebnis der Reichstagswahl vom 5. März 1933 ohne Kommunisten. Die Zahl der Gemeinderäte betrug für Steinenbronn 9 Mitglieder einschließlich des Vorsitzenden. Am 5. Mai 1933 gab der Vorsitzende bekannt, „dass die bisherigen Gemeinderatsmitglieder in den neuen Gemeinderat aufgenommen werden konnten“. Er bittet die Mitglieder, “ganz im Sinne der nationalen Erhebung ihre Pflicht zu erfüllen“. Die alten und neuen Mitglieder waren: Wilhelm Schmidhäuser, Karl Maier, Karl Schuldt, Johannes Wacker, Karl Fritz, Gottlob Auch, Gotthilf Eberhardt und Karl Hauser.
Dabei verschweigt das Protokoll, dass 4 Mitglieder des alten Gemeinderats nicht mehr im neuen Gremium vertreten sind. Die Reduzierung der Gemeinderatsmitglieder von 12 auf 8 hatte offenbar die willkommene Begründung dafür geliefert, die 4 unerwünschten alten Mitglieder Gottlob Krauß, August Schmid, Ludwig Schwarz und Gottlob Steck, hinauszuwerfen. Mit Ausnahme von Gottlob Steck waren sie ohnehin vorher verhaftet worden. August Schmid befand sich noch im KZ auf dem Heuberg, Gottlob Krauß im Lager Weinsberg.
Bereits am 13. Juli gab es eine Änderung, weil nach einer Verordnung des Reichsinnenministers die auf Grund eines Wahlvorschlags der SPD gewählten Ratsmitglieder mit sofortiger Wirkung ausgeschieden seien. In Steinenbronn waren davon die Gemeinderäte Karl Fritz und Karl Schuldt betroffen. Vom Oberamt wurden auf Vorschlag der Gemeindeverwaltung und des Beauftragten der NSDAP als Ersatzmitglieder Paul Pfannenschwarz und Hugo Stierle (Lammwirt) berufen.
Diese Änderung wurde vom Vorsitzenden mit der Feststellung kommentiert: “Damit besteht der Gemeinderat aus lauter Mitgliedern der NSDAP.“ Diese Sitzung war wie eine Feierstunde gestaltet worden. SA-Leute füllten den kleinen Sitzungssaal am alten Rathaus. Der Fraktionsvorsitzende Karl Hauser begrüßte die neuen Mitglieder als “alte Vorkämpfer für die Idee unseres Volkskanzlers“. Am Schluss der Sitzung wurden das Deutschlandlied und das Horst-Wessel-Lied gesungen. (…)