Steter Tropfen höhlt den Stein …
Das Pommerlesloch bei Mötzingen
Autorin: Susanne Kittelberger
Mit einer Tiefe von 51 Metern ist das im Wald zwischen Mötzingen und Unterjettingen gelegene Pommerlesloch die größte Schachthöhle im Landkreis Böblingen.
Viele Geschichten ranken sich um die lange Zeit nur spärlich erforschte Höhle. Bekannt ist die Sage vom Lieblingshund eines Edelmannes, der um das Jahr 1750 bei der Jagd in die Höhle gestürzt sein soll. Niemand konnte das arme Tier aus der Tiefe befreien, aber sein Bellen und Winseln soll noch Tage danach in der Gegend zu hören gewesen sein. Der Hund hörte auf den Namen „Pommerle“. Nach ihm ist die Höhle benannt.
Auch später kam es am Pommerlesloch wiederholt zu Unfällen. Mindestens zwei Menschen kamen dabei zu Tode. Um 1910 starb ein Student des Nagolder Lehrerseminars beim Sturz in den Höhlenschacht. Auch in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 kam möglicher Weise ein Mann unter ungeklärten Umständen zu Tode. Jedenfalls barg 1961 eine Gruppe von Höhlenforschern in der Höhle auch menschliche Knochen, die der Tübinger Gerichtsmedizin übergeben wurden. 1965 hätte es dann fast wieder ein Opfer gegeben. Ein Mann war in die Höhle gestürzt. Erst nach drei Tagen hörten spielende Kinder seine Hilferufe und er konnte noch lebend aus seiner misslichen Lage befreit werden.
Mittlerweile ist der Zugang zur Höhle gut gesichert. Ein Käfig und ein Gitter sollen verhindern, dass das Pommerlesloch Mensch und Tier zum Verhängnis wird. Geöffnet wird nur mit Genehmigung der Naturschutzbehörde zu ganz speziellen Anlässen, so zum Beispiel im Juni 2015, als die Malteser Höhlenrettung dort eine Übung durchführte. Auch der NABU Mötzingen kümmert sich immer wieder um die Höhle, säubert sie von illegal entsorgtem Müll und schneidet den Eingang frei von Gestrüpp, damit die geschützten Fledermäuse dort im Winter wieder ungestreift ihr Quartier beziehen können.
Einstieg ins Pommerlesloch bei Mötzingen im Jahre 2011. Die Schachthöhle ist durch ein Gitter gesichert. (Foto: Jörg Weinmann)
Eine Karsthöhle im Muschelkalkgebiet
Geologisch gesehen ist das Pommerlesloch eine typische Karsthöhle. Das Muschelkalk-Keuper-Gebiet der Gäuflächen ist reich an geologischen Karsterscheinungen. Wasser, das von der undurchlässigen Lettenkeuperschicht oberflächlich abfließt, trifft hier auf die geologisch ältere Schicht des Oberen Muschelkalks und versickert. Das leicht lösliche Kalkgestein wird durch das Wasser immer weiter zersetzt. Im Untergrund entstehen Spalten und Hohlräume. Brechen diese ein, senkt sich an diesen Stellen die Erdoberfläche und es kommt zu sog. „Erdfällen“, die man im Waldgebiet um das Pommerlesloch ebenfalls beobachten kann. Die Höhle befindet sich auch im Einzugsgebiet einer der stärksten Karstquellen im Muschelkalkgebiet Baden-Württembergs, der Bronnbachquelle bei Rottenburg. Je nach Wettersituation gibt es in der Höhle Bereiche mit reichlich Tropfwasser, was zur Entstehung zahlreicher Sinterbildungen geführt hat.
Forschungsgeschichte
Erstmals erwähnt wurde das Pommerlesloch im Zusammenhang mit dem Phänomen der Erdfälle in der Beschreibung des Herrenberger Oberamtes aus dem Jahre 1855. Der erste Erfahrungsbericht einer Höhleninspektion im Jahr 1876/77 stammt aus der Feder des Apothekers J.J. Ch. Kober. 1922 drang der Deckenpfronner Heimatforscher Gottlob Ernst weiter in die Höhle ein und veröffentlichte eine erste Planskizze. Er entdeckte dort auch das Skelett eines Dachshundes.1 Intensiver untersucht wird die Höhle ab den 1960er Jahren und eine 1961 entstandene Planskizze zeigte erstmals die untersten Teile der Höhle, auch „Pommerles letzte Ruhe“ genannt. Seither wurde die Höhle öfter untersucht und in den 1980er Jahren auch erstmals vermessen und vom Müll befreit. 1997 führten Max Wisshak und Matthias Lopez Correa eine Untersuchung durch, die 1998 in den Beiträgen zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland veröffentlicht wurde und auch eine Raumbeschreibung der unterschiedlichen Abschnitte der Höhle enthält.
Gut gesichert! Ein Käfig und ein Gitter verhindern mittlerweile, dass das Pommerlesloch im Wald zwischen Mötzingen und Unterjettingen Mensch und Tier zum Verhängnis wird. (Foto: Jörg Weinmann)
Links und Literatur:
Wisshak, M. & López Correa, M. (1998): Das Pommerlesloch (7418/1) – Eine bedeutende Schachthöhle im Oberen Muschelkalk bei Mötzingen, Landkreis Böblingen – Beiträge zur Höhlen- und Karstkunde in Südwestdeutschland, 40, 24-30.
Wikipediaeintrag zum Pommerlesloch
Referenz
↑1 | Gottlob Ernst, 600 Jahre Bauerntum im Oberen Gäu, Korb-Waiblingen 1955/56/57, S. 15f.) |
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