Sagen und Geschichten aus dem Landkreis Böblingen
Die Truchsessin Adelheid
Romantische Sage um’s Höfinger Schloss
Vor vielen Jahren hauste im Höfinger Schloss die Truchsessin Adelheid, die bei den Rittern weit und breit als Männerfeindin bekannt war. Zwei Brüder eines Grafengeschlechts erhielten Kunde von diesem hübschen Schlossfräulein. Alsbald kamen sie nach Höfingen und umwarben die Holde. Da sie nun zwei Eisen im Feuer hatte, bereiteten ihr die Werbungen der beiden Brüder sichtliches Vergnügen. Doch aus dem Spiel wurde bald Ernst. Aus dem Heimatland der beiden Ritter kam schlechte Kunde. Der Feind war ins Land gezogen und hatte die Fluren verwüstet und Häuser und Dörfer niedergebrannt. Beide Ritter nahmen, ehe sie in den Kampf zogen, das von der Spröden gegebene Versprechen mit, dass der Tapferste sie zur Gemahlin bekommen solle.
Zwei Jahre vergingen, bis sich der Ältere wieder in Höfingen einstellte und die Einlösung des Versprechens verlangte. Er brachte der Truchsessin die Kunde, dass sein jüngerer Bruder im Kampf mit den Feinden gefallen sei. In der Zeit des Alleinseins hatte sich jedoch Adelheids Herz dem Jüngeren zugewandt und sie trauerte lange um ihn. Nach einiger Zeit wurde sie jedoch die Frau des Älteren und sie hauste gut mit ihm. Immer wenn sie das Gespräch auf den Bruder brachte, verweigerte ihr Gatte jedoch die Antwort. Daraufhin schöpfte sie Argwohn und sie warf ihrem Gatten vor, dass er sie belogen habe.
Als eines Abends, nach einem schweren Gelage im Schloss, der Gatte nicht mehr ganz sicher auf den Beinen, in das Schlafgemach seiner Gemahlin drang, kam es zu einer schweren Auseinandersetzung, in der der Graf das Schwert zog und die Treulose, wie er sie nannte, ermorden wollte. Die Schlossfrau flüchtete auf den Gang, wo sie mit dem totgeglaubten jüngeren Bruder zusammenstieß. Dieser beschützte die Frau und forderte seinen Bruder zum Duell. Bei dem Duell wurde der Jüngere von seinem Bruder erstochen.
Die Schlossfrau stürzte sich aus Verzweiflung über die Zinnen des Schlosses und wurde am anderen Morgen zerschmettert im Glemstal gefunden. Den Brudermörder erfasste das große Grauen und er ging, um zu büßen, in ein Kloster.
Erstveröffentlichung: Höfinger Heimatbuch, hrsg. vom Höfinger Heimatverein e. V., Höfingen, 1986, S. 76 – 77.
Mit freundlicher Genehmigung des Heimatvereins Höfingen e.V.