Heinrich Schickardt und der „Teiferinger Kunstof“
Autorin: Susanne Kittelberger
Ein interessantes Zeugnis zum vielseitigen Schaffen von Heinrich Schickardt findet sich für unsere Region auch in Verbindung zu Deufringen. Aus Anlass des 400. Geburtstages des schwäbischen Baumeisters hatte Siegfried Greiner bereits 1958 in den vom Heimatgeschichtsverein für Schönbuch und Gäu e.V. herausgegeben heimatgeschichtlichen Blättern auf eine lavierte Federzeichnung aufmerksam gemacht, die dieser 1625 von einem Ofen in Deufringen angefertigt hatte. Unermüdlich zeichnete und beschrieb Schickardt auf seinen ausgedehnten Reisen auch technische Besonderheiten, die er später als Anregung für eigene Werke heranziehen konnte.
Eventuell steht das von ihm als „Kunstof. Teifering“ bezeichnete Blatt im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv in Zusammenhang mit seinen für 1618 dokumentierten Umbaumaßnahmen am Deufringer Schloss.1In jedem Fall hat der „kunstvoll“ hergestellte Ofen, seine Aufmerksamkeit auf sich gezogen.
Siegfried Greiner fertigte 1958 eine Abschrift von Schickardts Bemerkungen an und schreibt:
„Schickardts Wißbegierde richtet sich sowohl auf die Konstruktion wie auf die Brauchbarkeit des Ofens. Doch auch er bleibt ein sparsamer, haushälterischer Schwabe, daher seine Bemerkung „aber, sie haben fill kostet: ieber die 24 fl. … !“. Aber der erfinderische Geist des Baumeisters möchte gleich weiterentwickeln und verbessern, wie es seine „Nota“ kennzeichnet. Und doch müssen wir fragen: wäre die Verbesserung wirklich durchführbar? Wohl kaum; denn der Rauch ließe sich wohl nicht senkrecht nach unten abführen, wie es durch das Ofenrohr E geschehen müßte. Nach diesem Schema des ,,TeiferinKunstof“ hat Schickhardt in seinen letzten Lebensjahren mehrere Öfen entworfen.“2
Hier nun Greiners Abschrift von Schickardts Anmerkungen zum „Teiferinger Kunstof“.
„Die zwei Bratkachlen A und B gendt gar (gänzlich) durch den Ofen, C nimmt gleichwohl die Breite des Ofens gar ein, geht aber nicht gar hinden an, darmit die Hitz under und iber die Bratkacheln kommen mag. Gibt große Hitz und brinnt gern; zieht den Rauch so wohl, daher Staub vornen zum Ofenloch einzieht; wil mans fegen, hebt-man die Bratkacheln aus.
Nota: Besser wär es, wenn die Hitz nicht gleich bei D, sondern allererst bei E heraus gange, wie es mit Blauem (mit blauer Farbe) verzeichnet ist. Wenn der Boden oben auf dem Ofen von Sturzblech,·gibt der Of vil wermer, dan so der geklaibt ist (= mit Schamotte verstrichen); auch der Helm gar von Sturz, wer es noch besser. Es sein weiter (= weiterhin) hab ich von wegen·des Offen zu Theifferingen gefragt, ob er guott thu oder nit, so hat man mich bricht (hat man mir berichtet), es thu gar guot und geb keinen Rauch, dazu khin (= könne) man drinnen braten, sieden und kochen, was man well und geb ein guotte Hitz; dazu aber, sie haben fill kostet: ieber die 24 fl. (Gulden) Macherlohn ohn das Blech.3“
Schickardts Zeichnung vom „Kunstofen Teiferingen“, farbige Skizze mit 2 Bratkacheln, mit Erläuterungen der Buchstaben A-E, zwei Zettel mit weiteren Erläuterungen angeklebt (zusammen 31 x 17,5 cm). Nachlass Heinrich Schickhardt im Landesarchiv Baden-Württemberg Bestand N 220 T 48).
Literaturhinweis
Siegfried Greiner: Heinrich Schickhardt und der „Teiferinger Kunstof“, in: Aus Schönbuch und Gäu. Beilage des Böblinger Boten, hrsg. unter Mitwirkung des Heimatgeschichtsvereins, 1/1958, S. 1.