Rätselraten um eine Waldwiese
Der Höfinger Waldgarten
Autoren: Heinrich C. Birnbaum, R. Albrecht, P. Hezer, W. Mergel
Im Höfinger Wald liegt eine schöne Waldwiese, die ringsum von einer ca. ein Meter hohen Sandsteinmauer umgeben ist. Diesen Waldgarten hat 1739 der Oberforstmeister von Gaisberg gekauft und anlegen lassen. Die roten Sandsteine der Mauer sind behauen; man hat sie vermutlich aus dem Schwarzwald (evtl. auch Eltingen) hierher transportiert.
Der Zweck, dem diese Waldwiese ursprünglich diente, ist bis heute noch nicht geklärt. Verschiedentlich wird die Meinung vertreten, dass diese Wiese als Poststation gedient haben könnte. Tatsächlich kommt die Post bis zur Erschließung durch die Eisenbahn (1869) regelmäßig hier durch.
In Enzweihingen, an einer der meistbefahrenen Handelsstraßen Württembergs („Frankfurter Route“) befindet sich eine bedeutende Thurn- und Taxis’sche Posthalterei. Zu dieser führen Zubringerwege aus verschiedenen Richtungen, die von Postreitern benutzt werden. Die Postreiter, die oft eilige Botschaften zu überbringen haben, benützen der Abkürzung wegen und um in den Orten nicht aufgehalten zu werden, vorhandene Wege auch außerhalb der Ortschaften. Einer dieser Wege, eine uralte Trasse aus der Römerzeit, führt vom Oberen Gäu über Renningen und Gebersheim unmittelbar am Waldgarten und östlich an Heimerdingen vorbei nach Hochdorf und von dort hinunter nach Enzweihingen. Noch heute gibt es im Südteil der Gemarkung Heimerdingen die Flurbezeichnung „unter dem alten Postweg“. Der Weg ist auch als „Rittweg“ bekannt. Die eiligen Ritte machen auch Pferdewechsel notwendig, so dass am Waldgarten wohl einige Pferde untergestellt waren.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Waldgarten für herzogliche Treibjagden angelegt worden ist, so wie es am Seegarten in Eltingen unter dem Rappenhof Brauch war. Dort wurde das Wild in den See getrieben und von den adligen Jägern geschossen.
Erstveröffentlichung: Höfinger Heimatbuch, hrsg. vom Höfinger Heimatverein e.V., Höfingen 1986
Mit freundlicher Genehmigung des Autors und des Höfinger Heimatvereins e.V.