Einmarsch und Kriegsende im Landkreis Böblingen
Befreiung an Hitlers letztem Geburtstag
Quelle: Das 20. Jahrhundert im Spiegel der Zeit. Der Kreis Böblingen im Rückblick vor 100 Jahren. Röhm Verlag Sindelfingen 1999, S. 106 – 107
Als französische Panzer am 22. April 1945 gegen 9.30 Uhr durch Böblingen rollten, bedeutete dies das Ende von Krieg und Nationalsozialismus im Kreis Böblingen. Nur fünf Tage hatten die Alliierten benötigt, um alle Städte und Gemeinden im Kreis zu befreien.
Von Süden und Westen her drangen die französischen Truppen in das Kreisgebiet ein. Der Widerstand war nur noch gering. Völlig aufgeriebene und demoralisierte deutsche Wehrmachtstruppen versuchten, sich in Richtung Schwäbische Alb zurückzuziehen. Die Gau-, Kreis- und Ortsgruppenleiter der NSDAP befanden sich auf der Flucht. Dennoch kam es in einzelnen Gemeinden zu schweren Kampfhandlungen.
Am 31. März hatte die französische Rhein-Donau-Armee unter Jean de Lattre de Tassigny bei Leimersheim nahe Bruchsal den Rhein überquert. Das Ziel der Franzosen: Sie wollten bei der Einnahme Stuttgarts den Amerikanern zuvorkommen, um bei den Verhandlungen über die Aufteilung der Besatzungszonen ein Unterpfand zu haben.
Die Lage am 19. April: Die Franzosen hatten in einem Bogen über Calw und Nagold Tübingen eingenommen. Dadurch wurden Überreste des 64. Armeekorps der deutschen Wehrmacht in der Gegend von Böblingen und Sindelfingen eingekesselt. Bei den Versuchen der deutschen Soldaten, sich in Richtung Alb durchzuschlagen, kam es zu vereinzelten Kampfhandlungen.
Bis zum Nachmittag des 18. April hatten die Franzosen die südlichen Gemeinden des Korngäus befreit. Gegen 15 Uhr waren sie in Herrenberg einmarschiert. Am nächsten Morgen zogen sie weiter in Richtung Norden, Nufringen, Gärtringen, Ehningen und die Schönbuchgemeinden Hildrizhausen, Altdorf und Holzgerlingen fielen an diesem Donnerstag den alliierten Truppen in die Hände. Als die Franzosen im Saal des Ehninger Hirsches Waffen finden, wird der Wirt Christian Kienle standrechtlich erschossen. Beim nächtlichen Ausbruchversuch deutscher Verbände aus Nufringen sterben sieben deutsche Soldaten und mehrere Franzosen.
Aufmarsch französischer Besatzungstruppen auf dem Marktplatz in Leonberg am 6.5.1945 (Bild:© Stadtarchiv Leonberg)
Weitere Truppen drangen am 20. April, dem letzten Geburtstag Adolf Hitlers, von Westen her ins Strohgäu über Weil der Stadt und Renningen bis nach Magstadt vor. Bei Kämpfen in Merklingen wurden elf von 40 deutschen Besatzungssoldaten getötet. In Malmsheim gibt es 23 Todesopfer. Der Beschuss Renningens fordert ein Opfer. Beim Einmarsch in Döffingen beschießen die Franzosen die Ortsmitte. Mehrere Menschen sterben, einige Häuser brennen nieder. Gleichzeitig marschierten alliierte Truppen, von Bebenhausen kommend, in Weil im Schönbuch, Waldenbuch und Steinenbronn ein. In Schönaich wird ein Mann auf der Straße erschossen.Tags darauf ergaben sich die letzten Gemeinden des Hecken- und Schlehengäus. Dabei kam es in Deckenpfronn zu einer Katastrophe, bei der zehn Menschen starben und rund 70 Prozent der Gebäude zerstört wurden. Am selben Tag kapitulierten auch Aidlingen, Dätzingen, Döffingen, Darmsheim, Maichingen, Sindelfingen und Leonberg. Das dortige Konzentrationslager war nur wenige Tage zuvor aufgelöst worden. Noch nach dem Einmarsch beschießen Jagdbomber Aidlingen. Elf Franzosen, drei Fremdarbeiter und zwei Einwohner sterben. Bei Weil im Schönbuch versuchten unterdessen deutsche Truppen, die von Stuttgart kamen, die feindlichen Linien zu durchbrechen. Auch hier waren hohe Verluste auf beiden Seiten zu beklagen. In Dagersheim werden drei Frauen und zwei Kinder getötet.Am Sonntag, 22. April, rollten gegen 9.30 Uhr die ersten französischen Panzer durch Böblingen. Noch am selben Tag besetzten die feindlichen Truppen erneut Weil im Schönbuch. Damit war nach nur zwölf Jahren das Tausendjährige Reich im Kreis Böblingen beendet. Das Ende des Nationalsozialismus wurde von den Menschen unterschiedlich aufgenommen. Für die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus Frankreich, Belgien, Polen und Russland bedeutete der Einmarsch der Franzosen die Befreiung. Die deutsche Zivilbevölkerung, die in den letzten beiden Kriegsjahren unter den Luftangriffen stark gelitten hatte, begrüßte ebenfalls das Ende der Schreckenszeit.Für viele war es jedoch ein Ende mit Schrecken. Zahlreiche Zivilisten und Soldaten ließen noch in den letzten Kriegstagen ihr Leben. Der Einmarsch der Franzosen und Marokkaner ging oft einher mit Plünderungen und Vergewaltigungen.
Von Süden und Westen drangen die Franzosen in den Kreis Böblingen ein. (Aus: Das 20. Jahrhundert im Spiegel der Zeit, Sindelfingen 1999, S. 106)
Weitere Truppen drangen am 20. April, dem letzten Geburtstag Adolf Hitlers, von Westen her ins Strohgäu über Weil der Stadt und Renningen bis nach Magstadt vor. Bei Kämpfen in Merklingen wurden elf von 40 deutschen Besatzungssoldaten getötet. In Malmsheim gibt es 23 Todesopfer. Der Beschuss Renningens fordert ein Opfer. Beim Einmarsch in Döffingen beschießen die Franzosen die Ortsmitte. Mehrere Menschen sterben, einige Häuser brennen nieder. Gleichzeitig marschierten alliierte Truppen, von Bebenhausen kommend, in Weil im Schönbuch, Waldenbuch und Steinenbronn ein. In Schönaich wird ein Mann auf der Straße erschossen.
Tags darauf ergaben sich die letzten Gemeinden des Hecken- und Schlehengäus. Dabei kam es in Deckenpfronn zu einer Katastrophe, bei der zehn Menschen starben und rund 70 Prozent der Gebäude zerstört wurden. Am selben Tag kapitulierten auch Aidlingen, Dätzingen, Döffingen, Darmsheim, Maichingen, Sindelfingen und Leonberg. Das dortige Konzentrationslager war nur wenige Tage zuvor aufgelöst worden. Noch nach dem Einmarsch beschießen Jagdbomber Aidlingen. Elf Franzosen, drei Fremdarbeiter und zwei Einwohner sterben. Bei Weil im Schönbuch versuchten unterdessen deutsche Truppen, die von Stuttgart kamen, die feindlichen Linien zu durchbrechen. Auch hier waren hohe Verluste auf beiden Seiten zu beklagen. In Dagersheim werden drei Frauen und zwei Kinder getötet.
Am Sonntag, 22. April, rollten gegen 9.30 Uhr die ersten französischen Panzer durch Böblingen. Noch am selben Tag besetzten die feindlichen Truppen erneut Weil im Schönbuch. Damit war nach nur zwölf Jahren das Tausendjährige Reich im Kreis Böblingen beendet. Das Ende des Nationalsozialismus wurde von den Menschen unterschiedlich aufgenommen. Für die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter aus Frankreich, Belgien, Polen und Russland bedeutete der Einmarsch der Franzosen die Befreiung. Die deutsche Zivilbevölkerung, die in den letzten beiden Kriegsjahren unter den Luftangriffen stark gelitten hatte, begrüßte ebenfalls das Ende der Schreckenszeit.
Für viele war es jedoch ein Ende mit Schrecken. Zahlreiche Zivilisten und Soldaten ließen noch in den letzten Kriegstagen ihr Leben. Der Einmarsch der Franzosen und Marokkaner ging oft einher mit Plünderungen und Vergewaltigungen.
Von Süden und Westen drangen die Franzosen in den Kreis Böblingen ein. (Aus: Das 20. Jahrhundert im Spiegel der Zeit, Sindelfingen 1999, S. 106)
Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung