1826 hatte Eduard Mörike in Tübingen sein theologisches Examen abgelegt. Die folgenden acht Jahre verbrachte der Dichter als Vikar an insgesamt neun verschiedenen Orten: Oberboihingen, Möhringen, Köngen, Pflummern, Plattenhardt, Owen, Eltingen, Ochsenwang und Ötlingen. Erst 1834 konnte er seine erste, lang ersehnte Pfarrstelle in Cleversulzbach antreten.
Von seiner Versetzung nach Eltingen erfuhr Mörike kurzfristig im Juli 1831. Der 27-Jährige befand sich damals gerade mit seiner Verlobten, der Pfarrerstochter Louise Rau, auf einer Besuchsreise zur Verwandtschaft, die ihn u.a. nach Böblingen führte, wo sein Bruder Adolf eine Schreinerlehre absolvierte. Einen weiteren Abstecher machte das Paar nach Dagersheim, wo Mörikes einst schwärmerisch verehrte Kusine Klara (“Clärchen“) Schmid (geb. Neuffer) mit dem dortigen Pfarrer verheiratet war.
Als Pfarrvikar in Eltingen
Begleitet von Louise Rau begab sich Mörike Ende Juli 1831 nach Eltingen. Hier war einige Tage zuvor Pfarrer Rudolf Christian Wolf gestorben. Mörike fand Unterkunft in den oberen Räumen des großzügigen Eltinger Pfarrhauses, in dem noch die Witwe des Pfarrers und deren Stieftocher Friederike (“Rikele“) wohnten. Louise Rau war nach einigen Tage wieder zu ihrer Familie nach Grötzingen heimgekehrt. Zurück blieb lediglich ihr gelbes Halstuch, das den “Liebe-Heimwehkranken“ Mörike stets an die ferne Braut erinnerte.
Auskunft über Mörikes Zeit in Eltingen geben insgesamt 11 überlieferte Briefe.
Eltingen war damals ein eigenständiges Dorf und zählte etwa 1600 Einwohner. Zunächst scheint sich Mörike dort recht wohl gefühlt zu haben. Im September schrieb er jedenfalls an seinen Freund Wilhelm Hartlaub, er wohne “seit 7 Wochen hier in Eltingen als Pfarrvikar, nur 3 kleine Stunden von Stuttgart u. sonst in angenehmen Verhältnissen“.