Das hohe Zeltdach prägt das Ortsbild
Die Laurentiuskirche in Höfingen
Autor: Susanne Schmidt
Mehr noch als Schloss und altes Rathaus prägt die Laurentiuskirche das Höfinger Ortsbild. Der Kirchturm mit seinem auffallend hohen Zeltdach hatte bereits auf der Kieserschen Forstkarte von 1687 dem kleinen Pfarrdorf sein charakteristisches Aussehen verliehen.
Die Ursprünge des Höfinger Kirchenbaus liegen im Dunkeln. Angeblich soll hier bereits im 9. Jahrhundert eine Kapelle errichtet worden sein. Noch heute liegt die Anlage erhöht inmitten eines ummauerten Kirchhofs und erinnert an alte Wehrkirchenanlagen. Der untere Teil des Westturms mit seinen schießschartenartigen Fenstern könnte noch in romanische Zeit zurückreichen. Typisch gotische Stilformen weist dagegen die 1407 errichtete Chorpartie auf.
Zu dieser Zeit hatte der Höfinger Ortsadel seine Pfründe an der Laurentiuskirche bereits nach und nach an die Grafen von Württemberg verkauft. Diese überließen 1442 das Patronat der Salve Regina Bruderschaft an der Stuttgarter Stiftskirche. Bis zum Aussterben des Geschlechts ließen sich jedoch immer wieder Angehörige der Truchsessenfamilie in der Höfinger Kirche bestatten. Ihre Grabmäler findet man heute eingemauert in der Kirchenwand.
Im 30jährigen Krieg wurde die Laurentiuskirche stark in Mitleidenschaft gezogen. Notdürftig repariert und schon 1696 erneut von durchziehenden französischen Soldaten geplündert, konnte sie erst Mitte des 18. Jahrhunderts grundlegend renoviert werden.
Wahrzeichen von Höfingen. Die Laurentiuskirche mit ihrem hohen Zeltdach. (Bild: Harke / Wikimedia Commons – Lizenz: CC-BY-SA 3.0)
Weitreichende Veränderungen erfuhr das Gebäude in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts.
Bereits 1901 hatte der Dekan anlässlich einer Gemeindevisitation festgestellt: „Das Kirchlein macht einen ziemlich armseligen Eindruck: eng, klein, alt, der Chor durch die darin stehende Orgel verdunkelt, die Emporen drückend; das Gestühl höchst unbequem und die einzige Altar- und Taufsteinbekleidung fleckig und abgeschossen“.
1929 war die Kirche so baufällig, dass aus Sicherheitsgründen keine Gottesdienste mehr abgehalten werden konnten. Während der umfassenden Renovierungsarbeiten in den Jahren 1931/32, nahm das Unglück schließlich seinen Lauf.
Das vom Holzwurm befallene Dachgebälk, die Decke und die Außenwände des Kirchenschiffs hatte man bereits vorsichtig abgetragen, da stürzte ein großer Teil des gotischen Chores in sich zusammen. Aus Kostengründen rekonstruierte man das Kreuzgewölbe nur noch in einer Behelfslösung aus Gips. Durch die Umbaumaßnahmen wurde das Langhaus insgesamt auf beiden Seiten um einige Meter verbreitert. Ein neu angebauter Saal an der Südseite dient seither als zusätzlicher Versammlungsraum.
Nicht mehr in der alten Form erneuert wurden die im 18. Jahrhundert eingebauten Emporen. Die 15 bunten Gemälde mit biblischen Szenen, die einst die Emporenbrüstung zierten, wurden in diesem Zusammenhang in den neuen Saal auf der Südseite transferiert. Sie gehören neben den Grabplatten und einem mittelalterlichen Taufstein zu den interessantesten Ausstattungsstücken der Höfinger Kirche. Angefertigt wurden sie 1678 von dem Kunstmaler Johann Sebastian König aus Kirchheim/Teck und seinem Gesellen Wolff Buchenau aus Gotha. Sie waren zur selben Zeit auch mit der Ausmalung der Weil im Dorfer Kirche beschäftigt und haben ihre Spuren auch in Gerlingen, Ditzingen und Leonberg hinterlassen.
Von den 1932/33 erneuerten Ausstattungsstücken sind vor allem der Altartisch und der Taufstein von besonderem Interesse. Sie stammen von dem Stuttgarter Bildhauer und Akademiedirektor Fritz von Graevenitz (1892-1952).
Literaturhinweise:
Alfons Schlichtenmayer
450 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Höfingen, 1535-1985
Herausgegeben von der Ev. Kirchengemeinde Höfingen/Dekanat Leonberg, 1985
Renate Albrecht/Heinrich C. Birnbaum/Paul Hezer/Wolfgang Mergel
Höfinger Heimatbuch
hrsg. vom Höfinger Heimatverein e. V., Höfingen 1986
Kirchen im Landkreis Böblingen
hrsg. vom Evang. Kreisbildungswerk und Kath. Bildungswerk Kreis Böblingen
Red. Fritz Heimberger
Verlag Schnell & Steiner, München/Zürich, 1990.