Eine Ruhebank bei Schönaich
Autor: Thomas Schröter
Nützlich waren sie früher. Heute werden sie oft gar nicht beobachtet: die Ruhebänke. In Schönaich steht eine solche Einrichtung – besser bekannt im Volksmund als „Grubbank“ – unter Denkmalschutz. Sie ist eigentlich nichts besonderes, in anderen Gemeinden gab es früher ebenfalls solche Grubbänke, die Schönaicher Bank aber erzählt auch viel über die Geschichte der Gemeinde.
Von wann die steinerne Bank ist, lässt sich gar nicht so einfach sagen. Im 17./18. Jahrhundert könnten diese Orte zum Verschnaufen entstanden sein. Die Grubbank in der „Kirchkleng“ an der alten Holzgerlinger Straße ist heute noch erhalten. Sie hat zwar mittlerweile die Straßenseite gewechselt, aber das ändert an diesem Kulturdenkmal nicht viel.
Im Gebiet „Steinbaß“ beim „Überzwercherweg“ stand früher auch einmal eine solche Grubbank. Beim Bau der Steinenbronner Straße schlug ihr letztes Stündchen – ein Schicksal, das auch andere Bänke erleben mussten. Sie waren für die breiteren Straßen ganz einfach im Weg und wurden dem neuen Fortbewegungsmittel Auto geopfert – und das, wo doch ihr ganzer Sinn gerade mit dem Transportieren zu tun hatte.
Als nämlich noch alles auf dem Kopf getragen wurde, benötigten die Menschen dringend die Grubbänke. Hier konnte die Last geschickt für eine kleine Pause zum „Ausgruben“ abgeladen werden. Etwa 1,5 Meter hoch ist so eine Steinbank. Dadurch wurde das Auf- und Absetzen der Körbe sehr erleichtert.
Ein „Bäuschle“ auf dem Kopf – also eine Art ausgepolsterter, überdimensionaler „Kaffeeuntersetzer“ – das war alles, was zum Transport der Körbe notwendig war. Ansonsten noch starke Muskeln und Balanciergefühl.
Alte Grubbank an der alten Holzgerlinger Straße
Schönaich war eine relativ arme Gemeinde. Über große Reichtümer verfügten die Bauern hier nicht, auch weil die Böden der Markung wenig abgaben. Für große Fuhrwerke blieb kein Geld übrig. Erst mit der Erfindung des Schubkarrens konnten sich auch kleine Leute diese Transportmöglichkeit leisten. Wie das oft geschah, verdeutlicht der Spitzname für eben jenen „Schallkarrich“ ganz deutlich: „Leuteschinder“.
Beschwerlich war es in Schönaich nicht nur wegen der Tallage. Die Wege waren auch in keinem besonders guten Zustand. Darauf zu fahren – daran war oft gar nicht zu denken. Blieb eben nur wieder die Methode per Kopf und zu Fuß.
Strategisch günstig liegen die Grubbänke immer: an vielbenutzten Wegen, an Kreuzungen, nach Steilstrecken. In Schönaich wurde diese Ruhebank unter anderem auf dem Weg, der in Richtung Esslingen führte, aufgestellt.
Ansonsten lag die Gemeinde abseits der großen Verkehrswege. Die Steigung am Schönaicher First erschwerte früher den Fußgänger- und Fuhrwerksverkehr nach Böblingen. Erst als solche Hindernisse kein Problem mehr waren, änderte sich auch die gesellschaftliche Situation in Schönaich.
Grubbank auf dem Böblinger „Käppele“ auf einer Zeichnung um 1820 (Historisches Bildarchiv Böblingen)
Erstveröffentlichung: Denkmale in der Nachbarschaft – gesehen und besucht im Kreis Böblingen. Röhm Verlag Sindelfingen 1990
Mit freundlicher Genehmigung der Sindelfinger Zeitung/Böblinger Zeitung und des Autors
Literaturhinweis:
Dieter Kapff / Reinhard Wolf
Steinkreuze, Grenzsteine, Wegweiser…
Kleindenkmale in Baden-Württemberg
Herausgegeben vom Schwäbischen Heimatbund2000
176 Seiten mit ca. 200 meist farbigen Abbildungen
ISBN 3 8062 1460 3