Das Naturdenkmal „Hoher Baum“ auf Maichinger Gemarkung
Die Linde ist einer der ältesten Bäume im Kreis
Autor: Wolfgang Schleh
Der Schwarzwaldverein Sindelfingen betreut seit langem einen Zugangsweg zum sogenannten Westweg, einem der Hauptwege des Gesamt-Schwarzwaldvereines. Früher wurde er schlicht „Zugangsweg“ genannt, doch seit 1996 trägt er den Namen „Gerhard-Hörmann-Weg“; benannt nach dem langjährigen Ersten Vorsitzenden. Der Weg passiert in seinem Verlauf einige interessante Punkte, so auch den Ihinger Hof, wo sich ein landwirtschaftliches Versuchsgelände der Universität Hohenheim befindet. Auch am Wegesrand, auf Maichinger Gemarkung, steht das Naturdenkmal „Hoher Baum“.
Wäre er der Menschensprache mächtig, so könnte der „Hohe Baum“ allerhand über die Verkehrssituation vergangener Tage berichten. Denn als der damals noch kleine Sämling seine Wurzeln schlug, war der „Weiler Weg“ bei Maichingen eine Hauptverbindungsstraße zwischen dem Rheinland und dem Südwesten Deutschlands mit einem beträchtlichen Verkehrsaufkommen. Heute, fast 400 Jahre später, ist von einer Hauptstraße nicht mehr viel zu sehen, wohl aber von einer gewaltigen, herangewachsenen Linde, dem „Hohen Baum“.
Einer der ältesten Bäume im Kreis: Naturdenkmal „Hoher Baum“ auf Maichinger Gemarkung. (Foto: Wolfgang Longin)
Diese Linde zählt zu den ältesten noch bestehenden Pflanzen im Kreis Böblingen und hat mit einigen „Partnern“ im Sindelfinger Stadtgebiet den Rang eines historisch wie landschaftlich bedeutenden Naturdenkmals inne. Zu ihrem Alter existiert eine Aktennotiz aus dem Jahre 1972; darin sind sich der damalige Oberforstrat Otto von Heider und der Historiker Baron Hiller von Gärtringen einig: die Wahl des weithin sichtbaren Standortes lässt einen historischen Anlass vermuten; entweder die Beendigung des 30-jährigen Krieges im Jahre 1648, oder noch ein paar Jahre früher zum 100-jährigen Gedenken an die Einführung der Reformation in Württemberg. Diese hatte im Jahre 1534 mit der Rückkehr von Herzog Ulrich nach Stuttgart und der Einsetzung der Reformatoren Schnepf und Blarer landesweit begonnen.
Die untere Naturschutzbehörde hat im Jahre 1991 in ihren Akten das Pflanzungsdatum 1601 festgeschrieben. Noch einige weitere Details kann man bei einem Spaziergang auf dem Gerhard-Hörmann-Weg der neu aufgestellten Gedenktafel „Hoher Baum“ entnehmen.
Gedenktafel beim „Hohen Baum“. (Foto: Wolfgang Longin)
Erstveröffentlichung: Sindelfinger Chronik 1999/2000
Mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Stadt Sindelfingen