Kuppingen, Gemeinde II. Klasse mit 1156 Einw., worunter 3 Katholiken.- Ev Pfarrei mit den Filialen Affstätt und Ober-Jesingen; die Katholiken sind nach Altingen eingepfarrt.
Der große, ziemlich regelmäßig gebaute Ort liegt 3/4 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt und 1831 Fuß über dem Mittelmeer; an den breiten, reinlich gehaltenen, gekandelten Ortsstraßen lagern sich die meist Wohlhabenheit verrathenden Wohnungen, deren Unterstöcke häufig aus Stein, die übrigen Teile aber in solidem Holzbau aufgeführt sind.
Am westlichen Ende des Dorfes steht die dem heil. Stephan geweihte Pfarrkirche, welche von dem größtentheils noch ummauerten Begräbnisplatz umgeben ist; derselbe war früher bedeutend befestigt und hatte über seinem Eingang einen vierstockigen massiven Thurm, der erst im Jahr 1836 abgebrochen wurde. Das im spät germanischen Styl erbaute Langhaus der Kirche ist durch stylwidrige Veränderungen entstellt; …
Zunächst (südlich) der Kirche steht das 1768 erbaute, wohlerhaltenen Pfarrhaus nebst Oeconomiegebäuden, Garten und Hof, welcher von der K. Hofdomänenkammer zu erhalten ist. Das nordöstlich der Kirche gelegene, ansehnliche Schulhaus wurde im Jahre 1827 … erbaut; es enthält zugleich Wohnungen für den Lehrer und Unterlehrer, welche an der Schule unterrichten, neben der auch eine Industrieschule besteht, an welcher die Töchter des dermaligen Pfarrers Wittich unentgeltlich Unterricht ertheilen.
Im östlichen Theile des Dorfes liegt frei das alte, jedoch gut erhaltene Rathaus.Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahre 1845 … erbaut; ein Gemeindewaschhaus besteht schon längst. …
Im Ort befinden sich ein laufender und 23 Zieh- und Pumpbrunnen; sämmtliche Brunnen geben des Sommers weniger Wasser und lassen in heißen Jahrgängen so sehr nach, daß die Einwohner genöthigt werden, ihr Wasser in Affstätt und an dem 1/4 Stunde südöstlich vom Ort gelegenen, nie versiegenden Leinenbrunnen zu holen. Auf den Fall der Feuersgefahr ist eine große Wette am nordöstlichen Ortsende angelegt worden. …
Die Markung gehört zu der unter dem Namen Gäu bekannten welligen Hochebene, und hat im Allgemeinen einen fruchtbaren Boden; …
Die Luft ist rein und gesund, jedoch etwas rauh; Frühlingsfröste schaden zuweilen den Obstbäumen. Feinere Gewächse, wie Bohnen, Gurken etc., kommen noch fort, und früher wurde auch südlich vom Ort in den nun in Obstgüter umgewandelten hinteren Weingärten Weinbau getrieben. Hagelschlag kommt selten vor.
Die Einwohner sind im Durchschnitt gut gewachsene, gesunde Leute, die mit großem Fleiß und Sparsamkeit meist einen ehrbaren Wandel führen und viel Sinn für Religion haben, der sich übrigens sehr häufig bis zum strengen Pietismus steigert. Ihre Vermögensumstände sind im Allgemeinen ziemlich gut, und die Haupterwerbsquellen bestehen im Ackerbau und in der Viehzucht. Der Grundbesitz des begütertsten Grundeigenthümers beträgt 60 Morgen. …
Die Obstzucht ist beträchtlich, das Obst, namentlich Mostsorten und unter diesen besonders Luiken und Knausbirnen, gedeiht gerne; feines Obst ist selten. … Von Steinobst gedeiht hauptsächlich die häufig angepflanzte Zwetschge. …
Die Gewerbe dienen, mit Ausnahme einer Gipsmühle, nur den örtlichen Bedürfnissen; früher wurde das Küfergewerbe stark betrieben und kamen viele Fässer nach Außen zum Verkauf. Im Ort bestehen vier Schildwirthschaften, worunter zwei mit Bierbrauereien, und drei Kramläden. …
Außer drei auf der Markung liegenden Muschelkalksteinbrüchen befindet sich noch in der Nähe des Orts ein Lettenkohlensandsteinbruch und eine Lehmgrube. Erdfälle kommen mehrere vor.
In der Nähe des Orts, … , stößt man nicht selten auf Grundreste römischer Gebäude, bei denen schon römische Münzen und andere Anticaglien gefunden wurden. …