Ober-Jesingen, Gemeinde III. Klasse, Dorf mit 781 Einw., wor. 7 Kath. – Pfarrfilial von Kuppingen. Die Kathol. sind nach Altingen eingepfarrt.
Das ziemlich große 1/4 Stunde nördlich vom Mutterort gelegene Dorf besteht aus meist wohlhäbig aussehenden, stattlichen Bauerwohnungen, und ist mit ziemlich rein gehaltenen Ortsstraßen, von denen übrigens nur die Hauptstraße gekandelt ist, versehen.
Gutes Trinkwasser liefern 23 Zieh- und Pumpbrunnen, die nur in ganz trockenen Sommern ihren Dienst versagen, so daß dann die Einwohner genöthigt sind, das Wasser in Affstätt zu holen. Im Ort bestehen zwei Wetten und eine außerhalb desselben.
An der nördlichen Ortseite steht die kleine, dem heiligen Briccius geweihte Kirche, deren Langhaus durch Veränderungen entstellt ist. … Innen ist die Kirche düster, feucht, ungeräumig, sowohl die Wände, als auch die Brüstungen sind mit kunstlosen Malereien bedeckt. …
Der Begräbnisplatz wurde 1839 außerhalb (östlich) des Dorfes angelegt; früher mußten die Leichen nach Kuppingen gebracht werden und nur die Kinder bis zum 14. Lebensjahr wurden auf den um die Kirche gelegenen, mit einer Mauer umfriedeten Kirchhof beerdigt.
Zunächst der Kirche steht das 1816/17 erbaute Rathhaus, in welchem sich auch die Schule und die Wohnungen des Schulmeisters und Lehrgehilfen befinden.
Eine am östlichen Ende des Orts gelegene Zehentscheuer wurde im Jahre 1851 um 900 fl. von der Hofdomänenkammer erworben. Auch ein Waschhaus ist vorhanden. Ein Gemeindebackhaus wurde im Jahr 1854 errichtet.
Die Einwohner sind gut gewachsene, gesunde und fleißige Leute, die mit einer gewissen Sparsamkeit viel religiösen Sinn verbinden und im Allgemeinen ziemlich vermöglich sind. Ihre Erwerbsmittel bestehen in Feldbau und Viehzucht. …
Die klimatischen, wie die Boden- und landwirthschaftlichen Verhältnisse sind beinahe dieselben wie in Kuppingen, nur ist der Boden im Allgemeinen etwas geringer, jedoch wird demselben durch eine äußerst reichliche Düngung bedeutend nachgeholfen. …
Die Pferdehaltung ist namhaft und der sehr beträchtliche Rindviehstand wird durch drei Simmenthaler Farren, welche ein Ortsbürger Namens der Gemeinde gegen 175 fl. Entschädigung hält, nachgezüchtet. Der Handel mit Mastvieh ist ziemlich ausgedehnt. …
Im Ort befinden sich die nöthigsten Handwerker und außer diesen drei Schildwirtschaften, eine Brauerei und zwei Krämer. …
Der am 28. September 1323, …, erstmals vorkommende Ort wurde früher Uesingen (auch Oesingen …) geschrieben.Er war pfalzgräflich-tübingisch, im Anfang des 14. Jahrhunderts übrigens nicht, wie die meisten Orte des Bezirks, im Besitz der tübingisch-herrenbergischen Linie dieses Hauses, sondern der aspergisch-böblingischen. …