Durch die Aufteilung in zwei Terrassen wird der Gartenraum – im Gegensatz zum Idealplan – neu dimensioniert. Den konstruktiv bedingten Verlust an Raumbreite glich Schickhardt aus, indem er die Achsen entsprechend ihrer Bedeutung proportional verschmälert. Zwei gleich große Kompartimente blieben erhalten, wobei diese jedoch vom Quadrat zum Rechteck gedehnt wurden.
Die innere Gliederung des Parterrebereichs mit den rahmenden Eckpavillons gestaltete Schickhardt weitgehend unverändert in der Art, wie der Idealplan sie wiedergibt. Mit den steingefaßten Hochbeeten verblieb er in den tradierten Gestaltungsformen seiner Zeit. Die Parterrekompartimente erhielten statt der Steinbalustereinfassung auf Weisung der Herzogin ein hölzernes Gitter. In der Mittelachse ließ er anstelle der beiden Wasserbecken einen achteckigen Brunnen mit einem Obelisken errichten, der vom Leonberger Steinmetz Hans Josenhans ausgeführt wurde.
Westlich davon, auf dem Entwurf nicht abgebildet, war ein Nutzgarten angelegt. Mit dieser Einteilung verblieb Schickhardt in der bis ins 18. Jahrhundert hinein gültigen Dreiteilung eines fürstlichen Gartens, nämlich dem Lust-, Obst- und Nutzgarten.
Der italienische Einfluß
Der Pomeranzengarten unterscheidet sich jedoch in der Art seiner Anlage von den Gestaltungsformen deutscher Gärten seiner Zeit und auch von jenen, die Schickhardt selbst angelegt hatte. Diese Gärten schlossen, der mittelalterlichen Tradition folgend, Ihre Umgebung aus. Ihre nach innen orientierte Gestaltung wurde von einer Vielzahl zentral oder additiv zueinander geordneter gestalterischer Beet- und Bauformen bestimmt. Während in Italien bereits Schloß, Garten und Landschaft zu einem Gesamtkunstwerk komponiert wurden. Vor diesem Hintergrund erscheint die moderne Form des Pomeranzengartens besonders bemerkenswert.
Von der Gartenkunst Italiens beeinflußt, ordnet Schickhardt tradierte Gestaltungselemente wie Beetarten und -formen, Pavillons, Brunnen und Geländer nicht mehr additiv, sondern sucht mittels einer übergreifenden, rhythmischen Gliederung ein einheitliches Gesamtbild. Gleichfalls vom Gestaltungsrepertoire der italienischen Gartenkunst des 16. Jahrhunderts inspiriert, in der das Ungewöhnliche, das Staunenswerte und Phantastische motivbestimmend wurde, ist die Art und Weise, wie er den Garten kontrastreich der Landschaft gegenüberstellt. Italienisch ist das hoch über der Landschaft thronende, Ansehen und Macht des Herrschers manifestierende Bild von Schloß und Garten, das zum einen aus der Ferne, zum anderen aus dem Garten heraus verschiedene Seh- und Gefühlswerte vermitteln soll.