Umbaupläne und Renovierungen
Im Gemeinderatsprotokoll vom 27. 8. 1902 lesen wir folgenden Beschluss des Gemeinderates:
“Mit der Entwerfung eines Plans den Rathausumbau betreffend, soll der Oberamtsbaumeister beauftragt werden. Dieser Auftrag ist spätestens bis 1. 7. 1903 zu erteilen. Für die bauliche Renovation ist das Kalenderjahr 1904 in Aussicht genommen“.
In der Gemeindepflege-Rechnung von 1904/05 werden die Kosten für Aufführen einer Wand, Bestechen und Weißen der Außenseite, Fertigung einer Treppe, Legen der Böden, Einsetzen neuer Türen, 17 neuer Fenster und 2 Öfen mit ca. 1700 Mark angegeben.
Die Innenausstattung der Rathausräume muss eine sehr bescheidene gewesen sein, denn das Gemeindeprotokoll vom 3. 4. 1914 führt folgende dringend notwendige Arbeiten auf, die allerdings vom Gemeinderat als nicht erforderlich abgelehnt wurden:
“Das Mobiliar ist alt und abgenützt. Eine Auffrischung, zum mindestens ein neuer Anstrich des Mobiliars, der Registraturkasten, der Türen und Holzverkleidungen ist angezeigt„.
Ein Telefonanschluss, der 1914 noch abgelehnt wurde, konnte mit Genehmigung des Gemeinderats 1917 eingerichtet werden.
Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Inflation zu Beginn der zwanziger Jahre ließen keine weiteren Ausbesserungen an dem alten, ehrwürdigen Gebäude zu. Mit Recht vermerkt daher das Gemeinderatsprotokoll vom 2. 10. 1925:
„Seit Jahren und Jahrzehnten ist an den Gemeindegebäuden keine durchgreifende Reparatur vorgenommen worden. Eine solche ist jetzt dringend notwendig. Mit dem Rathaus soll begonnen werden und zwar zunächst mit der Innenreparatur“.
Mit 8 gegen 2 Stimmen wurde dieser Beschluss des Gemeinderates angenommen. Im nächsten Jahr fanden dann die Innenreparaturen statt. Die ebenso dringend erforderlichen Außenreparaturen wurden 1926 hinausgeschoben, weil sie 800 – 900 Mark gekostet hätten, die Gemeinde aber zunächst ihre Rückstände bei der Oberamtspflege abtragen musste.
Ein stilvolles und anmutiges Gebäude
Das schöne alte Rathaus, mit seinem gediegenen Fachwerk, war äußerlich ein sehr stilvolles und anmutiges Gebäude. Mitten im Dorf gelegen, wurde es aber nach und nach zum Hindernis für den immer stärker werdenden Verkehr. Seine ihm zunächst zugedachte Rolle als Insel im Verkehr stehengelassen zu werden, erwies sich als nicht durchführbar, zumal auch die Räumlichkeiten für die Aufgaben einer rasch wachsenden Gemeinde bei weitem nicht mehr ausreichten.
Die Absicht, das schmucke Rathaus versetzen zu lassen, um es so zu erhalten, musste ebenso aufgegeben werden. Es war für einen Standortwechsel bereits zu altersschwach geworden, die Querbalken des Fachwerks hatten sich bedenklich durchgebogen. Das allzu flache Fundament aus Sandsteinen, das sich teilweise schon zu zersetzen begann, hätte ein Verrücken nicht ausgehalten. So entschloss sich der Gemeinderat für den Abbruch des alten Rathauses. (…)
Ende des Dorfidylls
Der Abbruch erfolgte innerhalb drei Tagen, vom 25. 27. Juni 1963. (…) Mancher Steinenbronner Bürger wird damals nachdenklich dem Abbruch zugesehen haben. Die gemütvolle Dorfidylle, mit dem alten Rathaus, der Kirche und dem Dorfbrunnen, wie sie der 1973 verstorbene Kunstmaler und Graphiker Walter Romberg aus Stuttgart in einer seiner bekannten Radierungen festgehalten hat besteht nicht mehr. Während das alte Rathaus den Bürgern noch seinen letzten Dienst erwies, wuchs bereits einige Häuser weiter entfernt, in der Stuttgarter Straße, der stattliche Bau des neuen Rathauses heran. (…)