Gemeinde Deckenpfronn: Landkreiszugehörigkeit und nachbarschaftliche Verflechtungen

Von Debora Fabriz

Die Gemeinde Deckenpfronn sollte und wollte zum Landkreis Böblingen. Die Planungen des Innenministeriums sahen einen Wechsel der Gemeinde Deckenpfronn in den Kreis Böblingen vor. Die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, die seit Jahrhunderten zum Ämterbezirk und Kreis Calw gehörte, sollen mit den Planungen der Landesregierung einverstanden gewesen sein, berichtet im Interview Winfried Kuppler, der langjährige Bürgermeister Deckenpfronns.

Die Stuttgarter Nachrichten schrieben in ihrer Ausgabe vom 27. Juli 1971, „dem Kreis Böblingen fühle sich Deckenpfronn lage- und verflechtungsmäßig schon lange zugehörig.“
Zunächst plante die Landesregierung einen Zusammenschluss der Gemeinde Deckenpfronn mit der Gemeinde Gärtringen.

Bereits 1964 dokumentierte die Gemeinde in einem Fragebogen gegenüber dem Landratsamt Calw die enge nachbarschaftliche Verflechtung zur ehemaligen Amts-, Oberamts- und Kreisstadt Herrenberg im Kreis Böblingen. Die weiterführenden Schulen wurden vorrangig in Herrenberg besucht, kulturelle Veranstaltungen wie Theater- und Kinobesuche ebenfalls. Die nächstgelegene Apotheke war in Herrenberg. Zum Einkaufen von Dingen, die über den täglichen Bedarf hinausgingen, fuhr man auch nach Herrenberg, das ein wenig näher lag als Calw. In Herrenberg wurden die weiterführenden Schulen besucht. Die Niederschrift der Deckenpfronner Gemeinderatssitzung vom 12. März 1970 hält fest, 1969 seien im Herrenberger Krankenhaus mehr Kinder Deckenpfronner Eltern geboren worden als in der Calwer Klinik.

Die Verbindungen zum Landkreis Böblingen seien groß gewesen, größer als zum Landkreis Calw, so Winfried Kuppler im Interview. Deckenpfronn hatte eine erhebliche Zahl von Auspendlern in den Landkreis Böblingen. Mit den Nachbargemeinden Oberjesingen und Kuppingen bestand ein Schulverband  mit einer Hauptschule am Standort Kuppingen. Die Verkehrsverbindungen zu den beiden Nachbargemeinden im Landkreis Böblingen waren günstig. Des Weiteren soll auch die Mundartfärbung derjenigen der Nachbargemeinden Oberjesingen und Kuppingen näher gekommen sein als den seinerzeitigen Kreisgemeinden Althengstett, Stammheim und Wildberg, schildert Winfried Kuppler.

Winfried Kuppler, der damalige Bürgermeister Deckenpfronns, verwaltete ab Januar 1971 auch die Geschicke der Nachbargemeinde Oberjesingen als Amtsverweser, die zum Landkreis Böblingen gehörte.

Ein Zusammengehen mit der Gemeinde Gärtringen wurde nicht weiterverfolgt, so Winfried Kuppler im Interview. Es habe an einer Busverbindung zwischen Deckenpfronn und Gärtringen gefehlt und daher wurden diese Pläne schnell verworfen.

Auch kam es nicht zu einem Zusammenschluss der Gemeinde Deckenpfronn mit den beiden Nachbargemeinden Oberjesingen und Kuppingen: Diese schlossen sich der Stadt Herrenberg an und wurden in diese eingemeindet.
Die Gemeinde Deckenpfronn verfolgte allerdings den Plan der Eigenständigkeit. Sie war am Erhalt ihrer Selbständigkeit interessiert und ist heute die kleinste eigenständige Gemeinde im Landkreis Böblingen, die damals gerade einmal ca. 1.600 Einwohner zählte.

Quellen: Bestände des Kreisarchivs Böblingen, des Kreisarchivs Calw sowie der Gemeindeverwaltung Deckenpfronn; mit herzlichem Dank an Herrn Bürgermeister Daniel Gött und Herrn Bürgermeister a. D. Winfried Kuppler.