Raststätte auf dem Pilgerweg?
Dennoch soll, was phantastisch anmuten wird, ausgesprochen werden: Die Jakobskirche zu Münklingen könnte eine derartige Raststätte für Leib und Seele am Pilgerweg nach Santiago gewesen sein! Die Pilger mieden die Handelsstraßen, sie wollten ja allein sein. Von Sinsheim könnte über Erlenbach bei Mühlacker, Münklingen und Ihlingen bei Horb eine kleine Jakobstraße auf den Bodensee zugeführt haben, wo sich ein ganzer Kranz von Jakobskirchen nachweisen läßt. (…)
In Münklingens alter Kirche hätte diese Jakobs-Pilgerstraße eines der vielen Rasthäuser gehabt. Das Kloster Hirsau als entschiedener Parteigänger des Papstes bei dessen Auseinandersetzungen mit dem Kaiser wie auch als eifriger Förderer der Jakobswallfahrt hatte dazu zum Ausbau der Jakobsstraße in Münklingen einen Wechsel des Patrons vorgenommen und damit seine Freudigkeit zur Jakobusverehrung bezeugt. Die frisch sprudelnde Wasserquelle, Ursprung des durch Münklingen fließenden Burggrabens, war, als „Jakobsbrunnen“ benannt, für die neue Sinngebung des Ortes höchst willkommen. Der von der Reise müde Pilger konnte sich hier niedersetzen und erfrischen. Fand er ja außer diesem frischen Wasser in der danebenstehenden Pfarrkirche jenes Wasser, das Jesus seinen Gläubigen gibt!
Münklingens alte Kirche über dem Dorfe hat also über drei Jahrhunderte (1200 – 1500) hinweg nicht nur den Ortsansässigen gedient, sondern auch eine wichtige Funktion als Raststätte am Jakobspilgerweg ausgeübt. So sind unsere Gedanken an dem stillen Platz des ehemaligen Friedhofs von Münklingen in die Vergangenheit zurückgewandert. …
Eine neue, bequeme Bank lädt heute am Jakobsbrunnen ein, die Aussicht auf den angewachsenen Erholungsort Münklingen zu genießen. Dabei wird es nicht ausbleiben, daß man auch etwas über die Vergänglichkeit irdischer Größe und Bedeutung sinniert: Was mag an dem Ort schon alles geschehen sein, der heute im Dornröschenschlaf versunken daliegt ?